By the way 175 - vom Sich die Ohren zuhalten und vom Sich zum Affen machen. Mit dem Iker und dem Bastian und dem dicken Sigmar auch...
Ob Schäuble die Griechen als Merkels Mann fürs Grobe überrollt, oder ob er als unbedingter Grexit-Hardliner im Megapoker um den Copy-and Paste-Dreizehnseiter eine Niederlage erlitten hat, das ist aus der Ferne schwierig zu beurteilen. Ist ja ohnehin alles schwierig zu verstehen. Privatisierung und Treuhandfonds, damit die schon immer korrupten griechischen Patrone plus ein paar deutsche Firmen sich die wenigen verbliebenen Filetstücke unter den Nagel reißen können? Hat alles schon vor vier Jahren nicht geklappt, das Privatisieren. Ausnahme: Die staatliche Wettbude. Also genau die Branche, deren Privatisierung hierzulande seit vielen Jahren mit allen lauteren und vor allem unlauteren Mitteln bekämpft wird. Und wie eine Mehrwertsteuererhöhung irgendwas ankurbeln soll, das will sich mir auch nicht so richtig erschließen. Es ist, wie es leider viel zu oft ist: Die Politik löst Probleme nicht, sondern verlängert einfach den Zustand des gerade noch irgendwie Erträglichen. Sind ja auch nicht unsre Probleme sondern Griechenprobleme. Und weil die es schön warm haben, ist das alles auch gar nicht so schlimm. Geradestehen sollen andere, später, irgendwann. Und bis dahin finden uns alle Scheiße wegen Griechen-Demütigung. Echt super, Politik! Das einzig zweifelsfrei positive an dem ganzen Schlamassel: der dicke Sigmar hat auf dem Weg in Richtung „Sich zum Affen machen“ den point of no return endgültig überschritten.
Was im Übrigen im Schatten der EU-Scheinverhandlungen über „griechische“ Dreizehnseiter in Brüssel und den Ländern an Gesetzen und Regelungen beschlossen bzw. unumkehrbar in die Wege geleitet wurde, das mag man sich auch lieber nicht vorstellen. Im besten Falle wurde gar nichts beschlossen, muss man wohl sagen. Was umso bedauerlicher ist, weil an allen Ecken und Enden drängende Themen nach fachkundiger Betreuung geradezu lechzen, Pflegenotstand Hilfsbegriff.
Und weil wir uns hier wegen des Griechenlärms (Schäuble-Schwiegersohn und Mitglied einer pflichtschlagenden Studentenverbindung T. Strobl/CSU: „Der Grieche hat jetzt lang genug genervt“) ganz feste die Ohren zu halten, dringen nur ganz wenige andere Informationen zu uns durch. Über diese wenigen regen wir uns dann ganz fürchterlich auf, so wie über Bastian Schweinsteigers Wechsel nach Manchester. Vor allem regen wir uns ja auf, weil der Basti sich auf dem Weg nach Manchester auch ganz feste die Ohren zugehalten hat. Als Spitzenverdiener ist er dabei logo nicht auf seine Hände angewiesen, sondern es stehen ihm werbevertragsfinanzierte Rapper-Kopfhörer zu Verfügung, deren Werbewirksamkeit durch TV-Spots unter Beteiligung bekannter Fuss-ballkommentatoren noch zu steigern versucht wird, worüber sich wiederum allein deswegen viele aufregen. Diese Geschichte kann dann, weil bekannter Maßen längst vorproduziert, wiederum als Totschlagsargument benutzt werden gegen diejenigen, die dem FC Bayern Kaltherzigkeit, Respektlosigkeit und Aufgabe der Identität vorwerfen. Ob der alte Held tatsächlich schon im Juni selbst weg wollte, ob „nur“ sein Weib weg wollte, oder ob Pep ihn nicht mehr wollte, das ist mir im Grunde genommen ja wurscht. Unterm Strich hat der FC Bayern aber einen Konfliktherd weniger, und der Basti ist in England allemal würdiger untergebracht als in Katar oder in der MLS, wo sie seit gefühlten Jahrhunderten krampfhaft versuchen, genauso beliebt zu werden wie ihre weiblichen Kicker-Kolleginnen. Und wie weit es mit Identität und Tradition im Profifußball her ist, das mag auch die Tatsache verdeutlichen, dass der offizielle Twitteraccount der Mega-Über-Vereinsikone Iker Casillas noch am Tag der Verkündung seines Weggangs nach Porto vom offiziellen Twitteraccount Real Madrids entfolgt wurde. Zur tränenreichen Iker-Abschieds-PK war kein Clubvertreter gekommen...