By the way 209 - vom Abmahnen. Und mit der Frage, was Herrn Dutt mehr interessiert als das Spiel des VfB gegen Dortmund...

Wie das aussieht, wenn der VfB Stuttgart nach einer komplett blutleeren Vorstellung wie zuletzt in Augsburg eine laut herausposaunte „schonungslose Aufarbeitung“ vornimmt, das konnte man am Samstag beim 0:3 gegen Borussia Dortmund sehen. Hergespielt wurden sie wie bocklose Pubertierende. Körperlos spielten sie, zum zweiten Mal in Folge nicht eine einzige gelbe Karte sahen sie, die Teilnahmslosigkeit der Mannschaft auf dem Platz nahm bisweilen schon skandalöse Züge an. Und danach stellt sich Sportvorstand Dutt vor die Mikrofone und sagt, das Spiel gegen den BVB interessiere ihn „Nullkommanull“. Vielleicht interessieren ihn ja andere Sachen mehr. Zum Beispiel die mir durch eine vom VfB mandatierte, renommierte und im Presserecht bestens aufgestellte hanseatische Kanzlei zugestellte kostenpflichtige Abmahnung inkl. der Aufforderung zur Abgabe einer strafbewehrten Unterlassungserklärung und der Übernahme der Rechtsanwaltskosten wegen einer Äußerung, die am 27. Januar dieses Jahres in By the way 197 wie folgt zu lesen war: „Auch Kravets übrigens verpflichtet, ohne ihn auch nur ein Mal live gesehen zu haben.“ Der zeitliche Zusammenhang der Abmahnung mit den kolportierten kritischen Nachfragen des Aufsichtsrates an Dutt zu genau diesem Kravets-Sachverhalt ist sicher rein zufällig.

Zu diesem Satz sei hier und heute angemerkt, dass der Spieler Kravets natürlich durch subalterne Scouts oder sonstwen durchaus live beobachtet worden sein könnte – auch im Fernsehen vielleicht, oder möglicherweise sogar bei einem oder gleich mehreren Spielen. Dass aber Robin Dutt oder ein anderer VfB-Verantwortlicher von Rang diesen Spieler live bei einem Spiel vor Ort gesehen hat, das war und ist nirgends zu hören. Obwohl ja sonst immer so einiges zu hören ist. So ist unter anderem zu hören, dass man den Spieler zweimal beobachten wollte: Einmal beim Training – da sei er aber angeblich krank gewesen und habe nichts zeigen können, und einmal in der Champions League, wo Herr Kravets nicht aufgestellt bzw. eingewechselt worden sei und den VfB-Beobachtern sein großes Talent höchstens beim Warmlaufen unter Beweis gestellt haben könnte.

Im Übrigen werde ich mich nicht weiter darüber auslassen, dass der VfB Stuttgart (oder zumindest Teile seiner Führung) kritische Blogschreiber mit Androhungen einer Vertragsstrafe i.H.v. 10.000 Euro mundtot machen will.

Denn eines ist doch ganz klar: Im Abstiegskampf müssen wir alle fokussiert sein, die Reihen fest geschlossen. Keine unnötigen Nebenkriegsschauplätze.

Wenn ich es mir recht überlege, dann weiß ich ja auch gar nicht mehr, wer nun in dieser Sache Recht haben soll. Denn wenn der Verein den neuen Mittelstürmer holt, ohne ihn gesehen zu haben, dann ist das schon schlimm. Aber wenn der VfB einen Spieler wie Artem Kravets auch noch intensiv beobachtet hat und ihn dann trotzdem als Lösung des Mittelstürmerproblems oder sonstwie geartete Offensiv-Verstärkung präsentiert, dann ist das nicht nur schlimm sondern darüber hinaus auch noch peinlich und obendrein mehr als bezeichnend für die fehlende Sportkompetenz in unserem Verein.

Und jetzt aller Fokus auf Bremen. Da wurden wir mal Meister, am 19. Mai 1984, Ohlicher, manche werden sich erinnern. Die Radioschalte in der Konferenz nach dem Siegtreffer in Bremen habe ich noch heute im Ohr. Sie endete mit „(...) Günter Maletzko, Sie sind dran.“