By the way 216 – Hilde Neuer und Harrison Schweinsteiger und die Frage, ob die Briten alle Kälberblut saufen...

Als Joachim Löw gegen die Ukraine kurz vor Schluss Schweinsteiger gebracht hat, da habe ich schon ein bisschen gejubelt. Weil der Schweini halt echt eine Instanz in Sachen Nationalmannschaft. Vor allem aber habe ich gejubelt, weil er mittlerweile daher kommt wie Harrison Ford im letzten Star Wars. Auch wie das aussah, als er übers Feld gesprintet ist, den Rücken wie stets durchgebogen, und wie er ihn dann reingemacht hat – das war alles schon highly entertaining, mit sentimentalem Beigeschmack freilich. Denn genau wie bei Han Solo muss allein schon aus Altersgründen bald eine Lösung her für den Bastian, zwar nicht wie im Film, aber doch karrieretechnisch. Dass es nämlich auf höggschdem Niveau nicht mehr lange weitergehen kann mit ihm, das ist ja wohl mehr als offensichtlich. Da bin ich mal gespannt, wie Mourinho in Manchester die Personalie regeln wird.

Gejubelt hab ich auch, als Manuel Neuer den Kopfball von Khacheridi sensationell klärte – „wie der Hildebrand“ hab ich gerufen und musste mich deshalb sogar von der Familie auslachen lassen. Ich sehe es ihnen nach – als Bayernfans und noch dazu als Kinder sind sie ja quasi schuldunfähig, weil 2007 einfach noch zu klein. Ohnehin wenig an den VfB gedacht zuletzt, jeder braucht mal ne Pause. Außerdem kann der Hitzlsperger noch so sympathisch den Experten geben – wenn ich da denken würde, dass der ja eigentlich in Stuttgart den Sammer machen soll, und wenn ich dran denken würde, wie wir jetzt den Herrn Terodde bejubeln, so wie wir ja auch schon den Herrn Heise, den Herrn Tyton und den Herrn Zimmer bejubelt haben, weil wir immer die bejubeln, die wir kaum kennen, dafür aber mit Timo Werner das nächste hoffnungsvolle Eigengewächs so lange nicht entwickeln konnten, bis andere das für uns übernehmen, dann reg ich mich nur wieder auf. Und Aufregung, meine sehr verehrten Damen und Herren, die wird’s in Stuttgart noch mehr als genug geben, da kann man getrost mal ein paar Tage was anderes machen. Drohmodus wieder aus.

Apropos Aufregen: Dass die Russen, Ukrainer und Konsorten nicht willens und/oder in der Lage sind, eine Liste ihrer Intensiv-Hooligans mit der französischen Polizei abzustimmen oder gar ihre einschlägig bekannten Arschlöcher an der Reise nach Frankreich zu hindern, das leuchtet mir schon ein. Zumal ja der zwielichtige russische Sportminister seine Profischläger im Block nicht etwa bremst sondern diese auch noch anfeuert (sofern die Aufnahmen nicht gefälscht sind). Und danach gleich wieder in die Heimat ausfliegen lässt. Passt ins Bild, da die WM 2018 hin zu vergeben. Dass aber auch unsere speziellen polizeibekannten Freunde aus Dresden und sonstwoher zahlreich in Lille ihre Reichskriegsflaggen schwenken dürfen auf ihrer „WM 1998 Revival-Tour“, das ist schon echt ärgerlich. Zumal die Medien sich weiter munter darauf kaprizieren, in großen Lettern über 50 marodierende Idioten zu berichten, während 20.000 andere friedlich feiern. Und zu den englischen „Fans“, da weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Wahrscheinlich muss man sich die Zustände auf der Insel so rein behördenmäßig vorstellen wie die ganz tief in kriegführenden russisch-ukrainischen Grenzregionen. Europa halt. Zum Glück weiß ich aber auch, dass es ganz arg viele nette Engländer gibt, die gerne zum Fußball gehen und mit denen auch ich sehr gerne zum Fußball gehe. Sogar mit Alkohol dazu. Zum Thema Alkoholverbot: Echte Hools trinken am Spieltag nix, die bereiten sich generalstabsmäßig vor auf ihren Gewaltexzess und essen höchstens Panzerschokolade, zwecks Euphorie und Indolenz. Und dass ich mich so gar nicht an größere Hooliganthemen bei der WM 2006, der „gekauften“, erinnern kann, das mag vielleicht auch am Alkohol liegen. Vielleicht aber auch nicht. Dann hätten wir ja immerhin etwas richtig gemacht bei unserem Sommermärchen.

So wenig überraschend übrigens der Auftritt der englischen „Fans“ und Hooligans in Frankreich bisher war, so interessant wird es sein, die englische Mannschaft bei der EURO 2016 zu verfolgen. Vielleicht sind die jungen Burschen um Rooney ja so fit wie einst Oranje in Südafrika. Und vielleicht hängt das ja mit diesem Gynäkologen Mark Bonar aus London zusammen und damit, dass jetzt auch Pep auf die Insel gegangen ist. Und Wiggins die Tour gewonnen hat, und Froome grade zum dritten Mal die Dauphine Libere. Siege all over, wie einst die Spanier. Aber vielleicht hör ich jetzt auch besser auf mit den Verschwörungstheorien. Denn gegen Unsre gewinnen die Briten nicht, da können sie noch so viel Kälberblut in sich reinsaufen. Im Gegensatz zu unsrem Schweini. Der darf nicht mehr. Sieht man ihm halt voll an....