By the way 284 – Polonium, Bayern, Superstimmung. Und warum haben wir überhaupt ausgegliedert?
Jetzt hab ich wieder den Pep gesehen. Den Josip Guardiola, jubelnd zwei Meter hoch in der Luft stehend nach dem Sieg im Derby über Mourinho. Und obwohl die ganze Kataloniengeschichte mittlerweile ziemlich runtergekocht wurde, hab ich doch nochmal dran denken müssen, zumal neulich reingerutscht in eine Doku über den Kreml-Kritiker Alexander Litwinenko. Und da hab ich mich kurz wundern müssen und gedacht, dass der Pep ganz schön Glück gehabt hat als Ober-Katalane während dieser Kataloniengeschichte. Denn wenn der spanische Geheimdienst der russische Geheimdienst gewesen wäre, dann hätten die den Pep doch hundertpro in internationale Gewässer gelockt und ihm dort mitsamt seines mitkatalanischen Bruders und dem Herrn Puigdemont etwas Polonium zugeführt. Bevor aus dem Puigdemont, flankiert von den populären Guardiolas, noch ein Putschdämon wird.
Das abgedroschene Wortspiel mögen Sie mir mit vorweihnachtlicher Milde vergeben, ich bin diesbezüglich Ersttäter. Und lasse hiermit auch ab von weiteren verschwörungstheoretischen Exzessen. Sonst lande ich noch beim Ulf Poschardt und seinem Vorschlag, der FC Bayern möge doch bei Besiktas die #FreeDeniz-Leibchen drunterziehen. Nicht auszudenken, wenn die dann alle gesperrt oder gar in Isolationshaft gehalten würden. Da wäre was los, und Freund L. fragt völlig zurecht, ob dem Deniz das denn überhaupt gefallen täte, dass ausgerechnet der FC Bayern usw...
Über den VfB Stuttgart und seine Niederlage im Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen hab ich mich dagegen nicht wundern müssen. Sie haben gegen einen Gegner verloren, der einfach besser eingestellt und aufgestellt war. Der obendrein einen Torwart hatte, der die unglaublichsten Dinger rausgeholt hat, weswegen es mich auch nicht wundert, dass schon zwei Tage später eben jener Torwart beim Boulevard als nächster Neuer beim FC Bayern gehandelt wird, wogegen Kalle und Co reflexhaft rechtliche Schritte angekündigt haben. That’s Entertainment.
Es gibt aber nun mal etliche Teams in der Bundesliga, die besser sind als der VfB. Oder weniger schlecht, oder ähnlich gut oder schlecht, nur um Nuancen besser oder weniger schlecht, wie man’s nimmt. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der VfB vor dem heutigen Derbyle gegen Hoffenheim grade mal drei Punkte Vorsprung auf Platz Siebzehn hat. Nicht verschwiegen werden soll an dieser Stelle, dass er nur doppelt so viele Punkte Rückstand auf den heutigen Gegner hat, der auf Platz Sechs steht. Aber wer nüchtern hinschaut, der sieht schon seit Saisonbeginn und ganz egal wie das heute in Sinsheim ausgeht: Der VfB muss nach unten schauen, der Abstieg droht. Der argentinische Superstürmer, der jetzt zwölf statt zehn Millionen aber in zwei Jahren garantiert 30 Millionen kosten soll ist angeblich nun doch zu teuer, Terodde ist wohl im Winter weg, dann spielen wir trotz Ankerinvestor und dem besten Sportvorstand aller Zeiten ganz ohne Stürmer, und warum haben wir denn überhaupt ausgegliedert?
Ketzerische Frage das, natürlich mussten wir ausgliedern, weil sonst wären wir ja gar nicht erst wieder aufgestiegen, und wenn doch, so hätten wir unausgegliedert gar nicht erst antreten brauchen in der ersten Liga.
Sie sagen jetzt, wir sind vor der Ausgliederung aufgestiegen und haben die Ausgliederungskohle erst bekommen, als der Spielbetrieb schon wieder lief? Da mögen Sie richtig liegen, aber bitte vergessen Sie nicht die ca. 84-prozentige Zustimmung zu dieser Ausgliederung durch die Vereinsmitglieder. Der nach erledigten Jobs (Wolfgang Dietrich zur Wahl verhelfen, Wolfgang Dietrich zur Ausgliederung verhelfen) erwartungsgemäß gefeuerte Ausgliederungsgarant Jan Schindelmeiser badet wahrscheinlich bis heute täglich in der bedingungslosen Liebe, die ihm die beseelten Mitglieder angedeihen ließen.
Mir klingen noch die Lobeshymnen der Vereins- und AG-Menschen auf den Mitgliederversammlungen in den Ohren, die den Himmel über Cannstatt rosarot färbten und mehr von Champions League redeten als von Klassenerhalt. Dazu jüngst die bombigen Erfolgszahlen vom Finanzvorstand, satter Gewinn, zweistelliger Millionenbetrag. Also ein ganz klein wenig wundern muss ich mich da schon. Auch über die vielen Zuschauer und Menschen und Mitglieder, die da jetzt über den VfB manchmal reden. Offenbar immer noch beseelt, Spitzenstimmung, Spitzenfußball, Spitzenstrukturen, diese phantastischen Jungs. Das mit der Stimmung stimmt natürlich, dafür sorgen Spiel für Spiel seit Jahren schon die wirklich phantastischen Jungs in der Cannstatter Kurve. Also genau die Leute, die sowohl den Präsidenten als auch sein Projekt rundweg abgelehnt haben. Und wenn die singen „Steht auf, wenn Ihr Schwaben seid“, dann rufen die anderen „Hogged na! I han firen Sitzplatz bezahlt!“
Die Jungs auf dem Platz dagegen weniger phantastisch. Auf dem Platz ist hinten Dreierkette und vorne bis auf den Griechen tote Hose, und wenn wir ehrlich sind, ist das wenig spitze. Auf dem Platz ist aber leider, was zählt. Und in dieser wichtigen Wertung sind wir, wie gesagt und nicht zu leugnen, Stand Mittwoch vor dem 16. Spieltag als Aufsteiger nicht ganz überraschend drei Punkte vor Platz 17. Höggschde Gefahr also, dass das ganze Theater um das „JA zum Erfolg“ nichts weiter wird als ein Schuss in den Ofen. Oder gar ein klientelorientiertes Projekt? Und für welches Klientel genau? Die Zukunft wird’s uns zeigen, eher früher als später...