By the way 286 – Hejo, spann den Nacken an, denn die Rückrunde treibt möglicherweise wenig Punkte übers Land.

Wenn’s nach mir gegangen wäre, dann hätte die Winterpause ruhig noch etwas andauern können. Bin auch ohne den VfB Stuttgart ganz gut zurecht gekommen. Ist ja nicht so, dass wir mit Hurra von Sieg zu Sieg durch die Hinrunde geeilt sind, eine Party nach der anderen. Ganz im Gegenteil. Aber: Alles Leben ist Leiden. Vor allem, wenn man dem Verein mit dem Brustring anhängt, der den Profifußball längst nicht mehr im Verein spielen lässt sondern in der AG. Also stürzen wir uns in die Rückrunde, spannen den Nacken schon mal vorsorglich an, bereit, die Schläge einzustecken, die da kommen werden, so sicher wie das Amen in der Kirche.

Mit einem Heimspiel geht es los, die Hertha kommt, für mich schon immer der Inbegriff eines schlagbaren Gegners. Zumal wir ja jetzt Mario Gomez wieder haben, den sie nach seinem Weggang zum FC Bayern „Gomuc“ schimpften. Der im Verbund mit Daniel Ginczek dann möglicherweise der neue Inbegriff für den Ochsensturm wird. Den die geschätzten Kollegen vom geradezu boulevardesk reichweitenstarken Vertikalpass gleich mal mit dem Trademark „Gomczek“ versehen haben, dabei vor lauter Verzückung und möglicherweise ganz bewusst die Tatsache im Hintergrund haltend, dass Mario Gomez so gut war, wie Daniel Ginczek leider nie werden wird.

Dabei hatte ich, hatten wohl auch viele andere im Stadion früher häufiger das Gefühl, im jungen Ginczek den legitimen Nachfolger des jungen Gomez zu sehen. Denn er hatte das Zeug dazu, er hat wohl immer noch das Zeug dazu – nur den Körper dazu, den hat er leider nicht. Der geht nämlich viel zu häufig kaputt.

Und so muss halt der Mario jetzt die Tore machen. Damit niemand im Team auf den Gedanken kommt, ihm sein Gehalt zu neiden. Damit, vielleicht vielleicht, ein über längere Zeit mal wieder gesunder Daniel Ginczek in seinem Schatten wieder richtig stark werden kann. Damit, um zum Spiel gegen die Hertha zurückzukehren, der alte Vedo Ibisevic den VfB nicht gleich zum Rückrundenstart zum Zittern bringt. So rein aus lauter Undankbarkeit heraus, dass wir ihm noch ewig und drei Tage einen Großteil des Gehalts überwiesen haben, obwohl er schon längt nicht mehr bei uns mitkickte.

Die Rückholaktion des Mario Gomez könnte also schon der Knaller werden. Denn man munkelt ja, dass er sein hohes Gehalt allein dadurch refinanziert, dass der VfB mehr Trikots mit der 27 verkauft als Manchester United in ganz China. Und nicht vergessen, Ihr alten Waschweiber da draußen: Dass der Mario wieder bei uns kickt heißt ja zugleich auch, dass der Reschke nicht auch noch den Schweinsteiger von der Straße holen konnte. Zumal er, also der Reschke, ja angeblich schon seit längerem an einem griechischen Abräumer namens Kourbelis dran ist, der unseren Gift-Gaucho spätestens im Sommer ersetzen soll, wenn nämlich Real Madrid mindestens 50 Millionen für den kleinen Russen überweist.

Jetzt sind mir also doch wieder die Gäule durchgegangen. Wir starten mit einem Sieg oder doch mindestens mit einem Unentschieden gegen Hertha und legen dann den ersten Auswärtssieg in Mainz nach. Tummeln uns im gesicherten hinteren Mittelfeld, schielen hin und wieder heimlich Richtung Europa, sagen das aber niemandem. Und freuen uns am Ende, dass wir die Klasse gehalten haben. Verdammte Euphorie, viel zu viel erwarten, viel zu groß die Desillusion. Schnell wieder die Nackenmuskeln anspannen. Und allen hier natürlich noch ein gutes Jahr 2018 wünschen.