By the way 155 - Flucht in die Vergangenheit, soll Huub ruhig mit mir schimpfen. Und ein bissle Fuckin gute Bürgerband...

Mein erstes Spiel im Neckarstadion, an das ich mich Stand heute und ungegoogelt noch so irgendwie erinnern kann, war 1977, Aufstiegsjahr, das 8:0 gegen Jahn Regensburg, in dem Ottmar Hitzfeld gefühlt elf Tore geschossen hat. Dann natürlich auch das 0:1 gegen den HSV, Milewski Jürgen, letzter Spieltag 1984, Deutscher Meister, Benthaus, Walter Kelsch. Der Fallrückzieher von Klinsmann gegen die Bayern, Tor des Jahres 1987, das Finale 1989 gegen Neapel, Hartmann deckt Maradona zu, die Meisterschaft 1992 mit Daum, das 3:0 in der Champions League gegen Leeds, immer dabei. Rückspiel, unterwegs gewesen, nix Internet am Mann, Du kommsch heim morgens um halb vier, von Deine Gosch, Du schtinksch nach Bier – man sagte mir: knapp war’s, irgendeinen Stress gab’s, aber wir sind weiter. Hieß es... 

2000 kam K1 zur Welt, am 22. August. Morgens in die Klinik, pünktlich um 18 Uhr mit Frau und Kind daheim, der VfB im UI-Cup-Finale gegen Auxerre, Balakov! 

Einmal auch auswärts in der Champions League dabei gewesen, Celtic Park, Collina an der Pfeife, Führung Averell, trotzdem verloren. Und natürlich mit Magath gegen ManUnited, Imre trifft, schöner war’s wohl nie im Stadion. Meisterschaft 2007, Champions League gegen Barcelona mit Thierry Henry, Messi und Ronaldinho, dann nochmal Achtelfinale mit Zlatan, wir waren besser, Pokalfinale gegen Bayern, so ziemlich alle großen Spiele im Stadion miterlebt.

Und jetzt? Nach sechs Heimspielen ohne Tor, auf Tabellenplatz 18, was soll man sagen, was soll man machen? Den Montagabend schon mal vorsorglich umstrukturieren? Dem Verein entsagen, mentale Bindung nach Hoffenheim verstärken, weil 100 Kilometer näher an der Haustür?

Für den Moment ruht alle Hoffnung auf dem weinenden Ivorer, der endlich eine stabile Sechs sein wird, auf dass Gentner und Oriol, die halt immer irgendwo rumspringen, auf der Sechs nicht mehr immer fehlen, dafür mehr nach vorne machen können. Auf dass Klein und Baumgartl es weiter ordentlich machen, und Harnik, mein Harnik, mal wieder trifft. Oder Vedo, der alte Sack, den sie mittlerweile schon bei der Einwechslung zart auspfeifen. Aber es wird anders kommen: Der Die hat Malaria, und er hat Drogen dagegen genommen. Der muss erstmal langsam, und außerdem sich an das hohe Tempo der Bundesliga gewöhnen. Hoffenheim schießt sich den Frust dreier Niederlagen am Samstag von der Seele, dann kommt Dortmund mit frischem Schwung (Reus könnte woanders das Drölfzigfache verdienen), und der VfB hat seine Position als Tabellenletzter souverän verteidigt, ja, deutlich gefestigt noch. Selbst die Relegation gegen den KSC ist jetzt akut gefährdet, von der ich doch so überzeugt war. Nicht schön, das. Sie sehen’s mir also nach, dass ich mich heute mal in die Vergangenheit flüchte. 38 Jahre VfB! Da kann Huub dreimal knurren, das sei Untergangsstimmung.