By the way 185 - von fallenden Sternen, vom Rauskärchern mal wieder, und von der United Soccer AG...

Ich hatte ja schon ernsthaft überlegt, wie nach dem Aufruhr der vergangenen Woche angemessen nachzulegen wäre. Bin ja schließlich nicht David Gilmour oder Roger Waters, die nach Dark Side of the Moon mal eben Wish you were here rausbringen. Kann natürlich nicht mal annähernd Dark Side of the Moon rausbringen. Aber nach den gestrigen und einigermaßen überraschenden, wenngleich ganz und gar nicht unangebrachten Rücktritten des VfB-Aufsichtsratschefs und seines Stellvertreters muss man sich natürlich weiterhin intensiv mit dem VfB beschäftigen.

Man muss sich nämlich fragen, warum ein Gremium, das zum wiederholten Mal nicht entlastet wird, das im Gegenteil von den Mitgliedern mit einem ohrfeigengleichen Votum abgelehnt wird, nicht geschlossen zurücktritt? Fünf Herren bildeten den Aufsichtsrat, zwei sind zurückgetreten. Und die drei anderen? Herr Jenner, Herr Porth, Herr Schäfer, fühlen Sie sich von den Mitgliedern gewollt und legitimiert, das Ehrenamt weiter auszuüben?  

Wer ist denn überhaupt zu irgendetwas legitimiert beim VfB, wo weder Vorstand noch Aufsichtsrat entlastet wurden? Wer spricht mit Banken, mit Sponsoren? Und warum tritt nicht auch der Präsident zurück, im Vorjahr noch mit über 97% gewählt, auf der Mitgliederversammlung zu 51% nicht entlastet? Ein Mann, dessen Stern schneller gefallen ist als die VW-Aktie, gibt jetzt also nach außen hin den Takt vor. Beziehungsweise er gibt ihn nicht vor, denn seit seinem Amtsantritt ist er eigentlich mehr oder weniger unsichtbar geblieben. Untätig auch, wie viele sagen. Der ebenfalls nicht entlastete Sportvorstand Robin Dutt kann sich zwar hervorragend rednerisch darstellen, ernst gemeintes Kompliment hierfür, ist aber auf dem aktuellen Posten ein Berufsanfänger, der einen in der Bundesliga bislang gänzlich unbeleckten Trainer verpflichtet hat und mit diesem jetzt auf Platz 18 der Tabelle steht. Der aber sagt, der Verein stünde zu 100% hinter dem Trainer. Nun sind solche öffentlichen Vertrauensbeweise in der Branche häufig der Anfang vom Trainerende – und in Dutts Fall sind sie darüber hinaus auch falsch, weil ja bekanntermaßen zumindest im Aufsichtsrat von 100% pro Zorniger keine Rede sein konnte. Also haben das Sagen im Verein jetzt Dutt und Wahler, beide beraten vom Anwalt Schickhardt, der nebenher nicht nur die halbe Liga berät sondern auch Aufsichtsrat einer Spielervermittlungsfirma namens United Soccer AG ist (http://www.unitedsoccer.ag/die-gremien-der-unitedsoccer-ag.html)?

Oder ist jetzt der Weg frei für Hartmut Jenner, dem an dieser Stelle bereits am 22. April 2015 und von anderen noch viel früher unterstellt wurde, die anderen raus und sich selbst an die Spitze kärchern zu wollen. Man schaue sich nur mal an, wie viele Köpfe seit Jenners Eintritt in den Aufsichtsrat 2014 gerollt sind. Was ist zu halten von einem Mann, dessen Pläne niemand kennt und der sich bis auf weiteres den Vorwurf gefallen lassen muss, an einem Ehrenamt zu kleben, für das er mitsamt seiner verbliebenen Kollegen von fast drei Vierteln der Mitglieder nicht gewollt wird? Solange hier kein wirklicher Neuanfang mit kompetenten Leuten aus Sport und Wirtschaft vollzogen wird, die ihre bezahlten oder unbezahlten Ämter und Funktionen zum Wohl des Vereins ausüben, die in ihren Branchen und im Fußball respektiert sind, die auf Augenhöhe mit potentiellen Trainern, Spielern und Sponsoren sprechen können – solange das nicht passiert, wird sich nichts ändern an der schlimmen Situation, in der der VfB sich seit Jahren befindet. Aber vielleicht hält Herr Dutt ja in der Winterpause eine Pressekonferenz ab und verkündet die alternativlose neue Philosophie. Dann können alle wieder zufrieden sein, bis die Spiele beginnen...