By the way 214 – Ausblick Zweite Liga, ganz übel. Und Danke Oliver Fritsch, ganz toll...

Jetzt schreib ich diesen Blog mit kleinen Pausen schon seit 15 Jahren, aber als die statt mit dem Tuchel mit dem Dutt ankamen und der dann mit dem Zorniger, da wäre ich fast vom Glauben abgefallen. Ziemlich verzweifelt gewarnt, dass das in die Hose geht, offener Brief, kein Vertrauen in die Vereinsführung, Mitgliederversammlung, bis heute treibt es mich um. Und mittlerweile auch meinen Anwalt. Den brauchte ich bisher noch nie. Nicht, als ich ca. 2005 der DFL unterstellte, im Rahmen des TV-Deals mit Arena sicher nicht mit leereren Taschen nach Hause zu gehen als vorher. Nicht, als ich ca. 2007 Springpferde irgendwelcher Reiter irgendwie des Dopings bezichtigte. Da riefen zwar sofort Anwälte an um zu drohen – aber abgemahnt hat mich Keiner. Erst der VfB war sich dafür nicht zu schade.

Natürlich kam es, wie es kommen musste mit diesem VfB. Weil ein seit gefühlt 100 Jahren nicht durch die Mitglieder entlasteter Aufsichtsrat Dutt 18 Monate lang ungehemmt gewähren lässt. Drei Transferperioden zusieht, wie Dutt die ärgsten Löcher nicht stopft, seinen Trainer Zorniger das gesamte Team gegen sich aufbringen lässt, seine Scouts und die wenigen noch nicht abgewanderten Nachwuchstrainer brüskiert und den Karren schließlich gegen die Wand fährt. Mit Ansage. Zorniger hat übrigens - angeblich – fünf (!) Tage vor seiner Unterschrift in Kopenhagen mit dem VfB einen Auflösungsvertrag inklusive Abfindung ausgehandelt. Dutt und Wahler natürlich auch Abfindung, beste Abstiegsprämien aller Zeiten quasi. Und ein seit gefühlt 100 Jahren nicht mehr durch die Mitglieder entlasteter Rumpf-Aufsichtsrat darf weiter die Fäden ziehen. Darf unter beinharter, wenn auch scheinbar nicht justiziabler Auslegung der Vereinssatzung die nächste Mitgliederversammlung einfach mal in den Herbst legen und die Vorbereitung auf die Zweite Liga komplett dem irgendwie neu verpflichteten Trainer Luhukay überlassen, der aber irgendwie auch noch nicht richtig im Amt ist. Wer handelt Verträge aus? Wer redet mit Spielerberatern? Kontrolle Fehlanzeige. Wie zu Dutts Zeiten. Jetzt mit Schäfer statt Schmidt als Aufsichtsratschef. Es hat den Anschein, als wäre der einst ruhmreiche VfB Stuttgart zum Selbstbedienungsladen verkommen. Hier eine Abfindung, da noch mal eben drei Kaderplaner eingestellt, dort nochmal eine Abfindung. Frei nach Rudi Völler: Der Abstieg war noch gar nicht der tiefste Tiefpunkt.

Und wenn die Stuttgarter Zeitung sich traut, nicht mal besonders kritisch nur ein paar wenige Dinge, die der Aufsichtsrat macht, so zu beschreiben, wie sie sind, dann ruft Aufsichtsrat Jenner beim Chefredakteur an und schimpft wie ein Rohrspatz. Viel Phantasie gehört nicht dazu sich vorzustellen, wie Herr Jenner mit dem Entzug der Anzeigenbudgets des gesamten Baden-Württembergischen Mittelstands drohte für den Fall weiterer kritischer Berichterstattung. Und wie er, als Wiedergutmachung quasi, von der Zeitung ein Interview mit Martin Schäfer bekommen hat. Schäfer, der als amtierender Aufsichtsratsvorsitzender des gerade abgestiegenen Vereins ohne Präsident und Sportdirektor in diesem Interview (25. Mai 2016) ungestraft sagen darf, er ändere Strukturen nur, wenn es gut läuft. Noch ein tieferer Tiefpunkt! Nebenbei bemerkt entlarvt dieser kleine Telefonanruf das Dilemma des gesamten Vereins: Jenner geht es nicht darum, das der VfB kritisiert wird – das hat er monatelang hingenommen. Aber als Alphatier und Vereinsrepräsentant greift er ein, wenn der Aufsichtsrat und somit er selbst kritisiert wird. Jeder nur zu seinem Wohle, keiner zum Wohle des Vereins.

Vor dem Herrn Jenner habe ich hier übrigens schon explizit am 22. April 2015 (By the way 164) gewarnt, ihn als Oberechse identifiziert. Damals dachte ich noch, der wolle auf jeden Fall Aufsichtsratschef werden. Heute meine ich, der will vielleicht ja auch auf der Mitgliederversammlung im Oktober Präsident werden. Weil er’s halt kann. Weil er der Jenner ist. Weil unser Aufsichtsrat wohl darauf spekuliert, im Oktober ungeschlagener Tabellenführer der Zweiten Liga zu sein, vielleicht grade auch noch den KSC mit 4:0 abgeledert zu haben. Beste Stimmung dann wieder im Saal, alles richtig gemacht. Schön wär’s ja.

Aber genauso sicher, wie das mit Dutt/Zorniger in die Zweite Liga führte, wird das mit Luhukay nicht wieder in die Erste führen. Weil schon wieder fast drei wichtige Wochen verschenkt bzw. mit Eigenwerbung der handelnden Personen verbracht wurden; Weil niemand da ist, der gute Spieler verpflichten oder bereits vorhandene Spieler mit Potential halten kann; Weil solche Spieler nur kommen, wenn so etwas wie ein Konzept, eine Philosophie dahinter steckt. Oder halt Mörderkohle, weswegen mancher ja sogar für eine Zeit lang ins Ritz Carlton nach Wolfsburg zieht. Aber in der Zweiten Liga wird der VfB für jeden der Gegner sein, gegen den man alles raushaut. Und der VfB wird nicht vorbereitet sein darauf. Vielleicht wird er Achter sein im Oktober, der Wiederaufstieg in weiter Ferne. Und dann, liebe mit knapp 72% der Stimmen nicht entlastete Aufsichtsräte, dann ist die gute Stimmung im Saal mindestens so weit weg wie die Erste Liga. Am Ende bleiben dann nur noch Funkel oder Neururer, um die wichtigen Punkte gegen den Abstieg in Liga Drei zu retten, Düsseldorf lässt grüßen.

Abschließend, also last but not at all least sozusagen, möchte ich mich mal so richtig bedanken. Bei allen, die das hier regelmäßig lesen, teilen, retweeten, liken, herzen, empfehlen, posten, kommentieren. Und ganz besonders beim hoch geschätzten Oliver Fritsch vom Online Sport der „Zeit“. Weil der „By the way“ nämlich nominiert hat als Fußball-Blog des Jahres bei der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur. Das ist schön.