By the way 221 – wer krank ist, der schluckt Pillen. Und wer doof ist, der schluckt die falschen...

Es ist zum aus der Haut fahren! Da sucht der gerade abgestiegene VfB Stuttgart fast zwei Monate lang einen neuen Sportvorstand, kündigt große Lösungen an – und verpflichtet dann Jan Schindelmeiser. Dieser kommt sympathisch daher, hat nach eigenen Aussagen sechs Jahre lang irgendwelche nicht näher genannten Leute beraten und ansonsten an einem alten Porsche rumgeschraubt. Natürlich verfügt er wie sein unsäglicher Vorgänger Robin Dutt über „hervorragende Netzwerke“. Der Clou ist aber, dass dieser Jan Schindelmeiser, der neue Gesamtverantwortliche Sport, bei seiner Antritts-Pressekonferenz durchblicken lässt, die Spiele bis zum 31. August (Schließung Transferfenster) zählten erst mal gar nicht, weil der Kader bis Saisonbeginn am 8. August noch weit entfernt sei von Konkurrenzfähigkeit in Sachen Wiederaufstieg. Kann man ihm nicht verübeln, denn wer wollte behaupten, der aktuelle Kader garantiere den Erfolg. Aber: Neben ihm auf dem Podium sitzt Aufsichtsrat Porth, der Herrn Schindelmeiser als den neuen Personalvorstand begrüßt. Und genau dieser für sich allein völlig nebensächliche Lapsus verdeutlicht, dass der VfB keineswegs auf dem Weg zum Wiederaufstieg ist sondern vielmehr weiterhin an einer schweren Krankheit leidet die da heißt: Aufsichtsrat.

Denn man kann die Personalie Schindelmeiser gut finden oder schlecht oder mittelmäßig – dass aber seine Verpflichtung so lange dauerte, das ist nichts weniger als ein weiteres Versagen der dafür Verantwortlichen. Seit Jahren immer die gleiche Leier: Jeder einigermaßen leistungsorientierte Fußballverein hat für jede Position mindestens einen Schattenmann. Es könnte ja auch mal was passieren. Nur der VfB, der hat Keinen. Der schmeißt schon seit Jahren Leute raus – und fängt dann an zu suchen.

Schuldig sind genau diejenigen Leute, die durch Nichtausübung ihrer qua Amtes vorgeschriebenen Kontrollfunktion auch den Abstieg verschuldet haben. Die über ihren damaligen Freund Schickhardt einen Präsidenten Wahler zugelassen haben, der einen Sportvorstand Dutt verpflichten durfte, der einen Trainer Zorniger verpflichten und in Sachen Kaderplanung sowie im Betreuerstab des Vereins Verzweiflung, Not und Schrecken verbreiten und noch dazu kurz vor Saisonende, wie aus Trotz, nochmal drei neue Kaderplaner mit gut dotierten Posten ohne klar umrissenes Aufgabengebiet verpflichten konnte. Ungehindert, ohne echtes Konzept, ohne Strategie und ohne Nachfragen, dafür mit langjährigem Vertrag. Und als ob das mit dem Abstieg eine Art kleinerer Betriebsunfall wäre, erscheint Aufsichtsrat Porth (und ich dachte immer, Schäfer wäre der Vorsitzende...) auf der Pressekonferenz zur Vorstellung von Schindelmeiser grade so, als sei er eben mal kurz in der Mittagspause rübergekommen. Unsortiert, unkonzentriert, scheinbar unvorbereitet.

Die drei Aufsichtsräte Schäfer, Jenner und Porth haben sich in den Tagen und Wochen nach dem Abstieg als notgedrungene Macher des Vereins präsentiert, haben in Zeitungsinterviews solche Torheiten wie „Strukturen ändere ich nur, wenn es gut läuft“ verbreitet, haben angeblich die lokalen Medien wegen aus ihrer Sicht zu kritischer Berichterstattung beschimpft und ihren unermüdlichen Einsatz für den Verein bekundet – aber gelernt haben sie augenscheinlich nix. Denn wenn sie was gelernt hätten aus der vergangenen Saison, dann hätten sie den neuen Gesamtverantwortlichen Sport VOR dem Trainer verpflichtet. Dann hätten sie endlich für klare Strukturen im Verein gesorgt. Oder wenigstens dafür gesorgt, dass die verbliebenen Vorstände Heim und Röttgermann für klare Verhältnisse sorgen. Warum von diesen beiden Herren keiner bei Schindelmeisers Vorstellung auf dem Podium saß? Na wahrscheinlich, weil unsere Macher eben die Aufsichtsräte sind. Die weiterhin meinen, wer gut Schrauben und Kärchers verkaufen und das Personal beim Daimler führen kann, der kann auch einen Bundesligaverein führen. Sinngemäß sagte Herr Porth ja auch gleich vielsagend auf die Frage, ob Trainer Luhukay in die Suche nach dem neuen Sportvorstand eingebunden war, dass man den Trainer zwar informiert aber die neue Personalie keineswegs mit ihm abgesprochen habe. Das sind doch mal perfekte Bedingungen! Und die Medien spekulieren allen Ernstes, ob Oliver Bierhoff aufgrund der Mercedes Connection Sportvorstand beim VfB wird. Bierhoff in Sandhausen, welch grandiose Vorstellung. Aber dass man angesichts der prall gefüllten Kassen und Mercedes im Hintergrund mal an einen wie Miroslav Klose rangeht, das wird vergessen. Selbst der 1.FC Kaiserslautern macht das besser.

Ganz früher auf dem Schulhof, da hieß es: D.b.d.d.h.k.P. Doof bleibt doof, da helfen keine Pillen. Nun weiß man natürlich nicht, welche Pillen der Aufsichtsrat des VfB Stuttgart genommen hat. Klar scheint aber, dass es die falschen Pillen waren.