By the way 233 – weniger labern, mehr Leistung. Weniger Swag, mehr Sport.

Natürlich kann man Roger Schmidt doof finden. Schließlich ist er nichts anderes als ein Alexander Zorniger mit etwas modischerer Kleidung und Gel in den Haaren. Ob allerdings die schlechten Manieren der Herren auf die Tatsache zurückzuführen sind, dass Beide aus dem gleichen Stall kommen, das ist fraglich, denn bisher war die dosennahe Fußballschmiede eher für einheitliche Taktikkonzepte bekannt als für unhöfliche Auftritte in der Öffentlichkeit.

Nun hat sich der Herr Schmidt ungebührlich gegenüber dem jungen Kollegen Nagelsmann geäußert und soll dafür mit den Füßen nach oben gekreuzigt werden. Das finde ich ein wenig übertrieben, denn Fußball ist zu großen Teilen auch Entertainment. Und schon allein aus Entertainment-Aspekten ist es doch einwandfrei in Ordnung, dass die Protagonisten des uns quasi täglich überflutenden Milliardenbusiness Fußball auch mal aus der Haut fahren. Auch mal ihre wahren Seiten zeigen. Selbst wenn das asoziale Seiten sein sollten. Menschliche Regung weitaus besser als glattgebügelte Nonsense-Statements. Respektloser Rant immer noch besser als das saublöde Genuschel hinter vorgehaltener Hand, weil es könnte ja der Lippenleser...

Keiner sollte jetzt befürchten, die lieben Kinder würden sich das Verhalten des Roger Schmidt zum Vorbild nehmen und ihrerseits vor allem Respektlosigkeit gegenüber den Kollegen praktizieren. Vielmehr kann man den Kleinen ja sagen, sie sollten es gerade nicht so machen wie der hochbezahlte Typ. Weniger labern, mehr Leistung. Das raffen die auch. Zumal das eigentlich Erschreckende an Schmidt ja aus meiner bescheidenen Warte weder der „Spinner“ ist noch die „Schnauze“. Was ich aber wirklich irre finde ist die Äußerung direkt davor. Da schreit er nämlich: „Das war doch nix!“ Das hätte Christian Streich durchaus auch mal sagen können.

Schwererer Vergehen als Schmidt machen sich derzeit die Herren Spieler schuldig, angeführt schon allein qua fußballerischer Qualität von Jerome Boateng und David Alaba. Vergehen wider die Ästhetik sind’s, die Vorwürfe wiegen schwer. Zu Recht gehyped durch spezialisierte Internetseiten – so lange man diese Internetseiten als eine Art virtuellen Pranger bezeichnet. Was allerdings zunehmend schwer fällt, weil die Delinquenten dort auf eine Art und Weise gefeiert werden, der jede Ironie inzwischen leider abhanden gekommen ist. „Swag“ ist das Stichwort. Unter den Profis scheint in den letzten Jahren ein regelrechter Wettbewerb darum entbrannt zu sein, wer den größten hat. Nicht im Sinne von Lothar Matthäus Richtung El Tren, sondern Swag halt. Frisur, Mantel, Sneaker, Hang loose, Schmuck, Karre, Brille – kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendeiner wieder dumm rum steht mit tiefsitzender Hose. Und ganz ehrlich: Hat Alaba jemals schlechter gekickt als damals mit der beschissenen Goldhaarfrisur? Hat Boateng auch nur ein rundum gutes Spiel gemacht seit er diesen dämlichen Zopf nach oben trägt? Holtby, auch so ein Ober-Swagger, der drückt die Dinger mittlerweile sogar über die eigene Linie. Und aus der beschaulichen Zweitligastadt Stuttgart grüßt regelmäßig Alexandru Maxim in abartigstem Outfit. Der angeblich beste Kicker der zweiten Liga.

Nix dagegen, dass Auba einen goldenen Lamborghini fährt, nix gegen verrückt aussehende Fußballstars. Klappern gehört zum Geschäft, keine Frage, und schillernde Persönlichkeiten beleben die ganze Szene. Aber wenn ich das Gefühl bekomme, dass mit dem ganzen Bling schlechter gekickt wird, dann sage ich doch: Weniger Swag, mehr Sport, bitteschön.