By the way 234 – von der Selbstzufriedenheit. Und vom BVB-Fanclub Backnang. Und warum zweite Liga NICHT geil ist...

Das letzte Mal war ich zum Derby im ollen Wildparkstadion, als der VfB und der KSC noch in der ersten Bundesliga spielten. Auch damals war der VfB in allen Belangen deutlich überlegen – und der KSC gewann mit 1:0. Neben dem Ärger über die kropfunnötige Niederlage ist mir in Erinnerung geblieben, dass Schiedsrichter Markus Merk während des Spiels von einer Wespe gestochen wurde.

Letzten Sonntag also wieder Karlsruhe, wieder die üblichen pseudokriegsähnlichen Zustände, als wären wir in Buenos Aires. Dass ausgerechnet in so einem Spiel die Karlsruher Ultras in aller Seelenruhe im Innenraum vor der Gegentribüne ihre komische Markisenchoreo vorbereiten, dabei immer näher zum Gästeblock laufen und diesen wüst provozieren konnten, das fand ich ziemlich ärgerlich. Dem Ärger Luft machen in Block B7 freilich nicht ganz unproblematisch, so ganz allein unter Blauen. Zum Glück haben sie sich dann besonnen und ohne weitere Provokationen ihr Zeug angebracht.

Das Spiel selbst dann eher langweilig. Frühe Führung, gleich nach der Pause das 0:2, natürlich gefreut drüber – und trotzdem wieder bruddeln müssen. Denn ganz egal, ob der Schiri unberechtigte Elfmeter pfeift: Gegen einen derart schwachen Gegner darf der VfB doch keine Probleme bekommen. Pro Halbzeit mindestens 20 Minuten gar nichts machen, das kann es doch nicht sein. Ganz egal in welcher Liga. Sonst steht das ruckzuck 2:2 oder noch schlechter. Der Etat des VfB ist der Größte der Liga. Doppelt so groß wie der Drittgrößte, und was weiß ich wie viel Mal so groß wie der aller anderen Clubs. Der Aufstieg ist nichts anderes als die verdammte Pflicht, und daher ärgere ich mich maßlos darüber, dass viele Fans es ungetrübt geil finden, wenn der VfB den KSC besiegt. Oder glücklich zuhause gegen 1860 München gewinnt. Dass vom A-Block über den Business-Bereich und die Untertürkheimer Kurve bis zur Gegengerade viel zu Viele es sich scheinbar gemütlich eingerichtet haben da unten. Dass man sich wohl fühlt im Hier und Jetzt. Und dass es scheinbar egal ist, dass dieses Hier und Jetzt in der zweiten Liga stattfindet. Wo der VfB schon dreimal verloren hat. In Dresden untergeht , als verlöre der FC Chelsea mit 0:5 bei Huddersfield Town. Ist es denn so vermessen, sich mit der zweiten Liga nicht arrangieren zu können?

Oder unser Sportvorstand. Natürlich hat er es ganz ok gemacht bisher. Nicht mehr und nicht weniger. Und noch lange kein Grund so zu tun, als wäre Jan Schindelmeiser der geilste Manager aller Zeiten. So geil, dass ihn sechs Jahre lang nicht mal ein Zweitligist ernsthaft wollte. Ist es denn wirklich so vermessen zu erwarten, dass der VfB schleunigst wieder im oberen Drittel der ersten Liga mitspielt, international und so? Und Zweifel zu haben, ob das mit unseren Verantwortlichen machbar ist, mit einem Trainer ohne Profierfahrung und einem Sportvorstand nach sechs Jahren Sabbatical? Vom Präsidenten und Aufsichtsrat mal ganz zu schweigen. Die sollten, wenn sie schon den Martin Luther King machen, doch lieber von einem wie Matthias Sammer träumen, der jedem beim leisesten Anflug von Selbstzufriedenheit gleich mal ordentlich in den Arsch tritt.

No offense, kein Generalvorwurf, aber viel zu Viele hier scheinen zu Eventfans zu verkommen, Hauptsache Party, und ich dabei. So sein wie VfB-Chefopportunist Erich Hägele, der zuletzt sogar an vorderster Front dem BVB-Fanclub Backnang mit ins Leben half, mitsamt ca 45 anderen Gestalten, stolz wie Oskar, dass Herr Watzke höchstselbst zur Gründung kam. Und aus dem Nähkästchen plauderte, warum ein Jürgen Klopp den Verein tatsächlich verlassen musste. Fehlte nur noch, dass er gleich miterzählt hätte, was Reinhold Beckmann mit dem Kind von Heidi Klum und Flavio Briatore zu tun hat. Da simmer doch dabei, da freumer uns. Und dass die Hütte voll ist gegen Heidenheim und Braunschweig, da freumer uns auch. Zweite Liga ist doch super. Nicht!