By the way 235 – von der Vereinsmeierei. Und von der Welt, in der ich aufgewachsen bin

Eigentlich wollte ich schreiben, ich sollte Wolfgang Dietrich mit einem gefrorenen Aal schlagen, ihn mit Nutella einreiben, Salami drauflegen und ihn dann an meine Einhörner verfüttern. Aber mein Anwalt hat gesagt, ich solle lieber einfach schreiben, er (Dietrich) gehöre „zum Teufel gejagt“. Denn weder hat er sich bei mir entschuldigt für den „Drecksack“, noch hat er meine Fragen beantwortet. Der VfB-Präsident ist ein schlechter Mensch, der negative Energie verströmt. Meine Meinung. Zusammen mit seinen Komplizen im Aufsichtsrat spekuliert er darauf, dass die Antworten auf meine Fragen den Leuten egal sind. Wie es aussieht, mit Erfolg. Mittelfristig sollte sich Dietrich aber nicht allzu sicher sein, denn es gibt doch noch ein paar Menschen, die sich ähnliche Fragen stellen wie ich. Die sich fragen, wo der Herr Dietrich zum Beispiel die vielen Millionen her hatte, um sich 2005 mit seiner VMM Consulting bei der Ventric AG in Appenzell zu engagieren. Die sich wundern, wer wohl an Dietrichs Schweizer Konstrukten so beteiligt sein mag. Die genau wissen, dass der VfB Wolfgang Dietrich nicht lange hat anbetteln müssen, den Präsi zu machen. Sondern dass ganz im Gegenteil der Herr Dietrich dieses Amt von langer Hand ganz gezielt angestrebt hat – genau wie einst das Amt des S21-Projektsprechers, welches offensiv als Ehrenamt zu bezeichnen schon damals ein schlechter Witz war. Und so weiter und so fort. Genug Steine, die zwar schwer sind, aber trotzdem irgendwie umzudrehen. Rein aalmäßig ist es im Übrigen schon allein von der Kühlkette her schwierig, weil die Anfahrt zum Stadion aus Heidelberg so lange dauert.

Vereinsmeierei ja ohnehin schwieriges Thema. Viel zu oft irgendwelche Profilneurotiker am Start, die meinen, so einen Verein safe auch nebenher wuppen zu können. Halb so wild das Ganze, wenn sie genug Kohle mitbringen. So wie der Herr Tönnies auf Schalke, wo nicht lommelige 3.000 Nasen zur Mitgliederversammlung kommen sondern 10.000. „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“, sagt der Volksmund – und deshalb singt auch die große Funke Medien Gruppe mitsamt ihres nicht grade unerfahrenen titelübergreifenden Ressortleiters Sport aus vollem Hals das Lied des Clemens T., seitdem dieser mitsamt Entourage in die Redaktionsräume stürmte und den rotzigen Schreiberlingen mal ordentlich Bescheid stieß. Auch Hamburg hält immer fein her als Blaupause dafür, wie das eben nicht laufen sollte mit der Vereinsmeierei. Dort, in der Stadt der ehrbaren Kaufleute, wo sie Zentrum noch mit C schreiben, da macht jeder auch nur im Ansatz ehrbare Kaufmann einen möglichst weiten Bogen um den HSV. Längst vorbei die Zeiten, in denen sich Uwe Seeler öffentlich Sorgen um seinen HSV machte. Heute machen wir uns eher Sorgen um Uwe Seeler...

Und jetzt warum das alles? Warum das ständige Gebruddel über den „fan-o-menalen“ VfB, der mehr Anhänger ins Stadion zieht als jeder Club der gesamten Serie A? Ganz klar: Weil der VfB nicht in der Liga spielt, in die er eigentlich gehört. Weil die Ursachen hierfür in den handelnden Personen liegen. Weil ich einfach nicht verstehen kann, dass ein solcher Club nur von Profilneurotikern und Leuten geführt wird, die mit einem gefrorenen Aal geschlagen bzw. zum Teufel gejagt gehören. Und dass die Mitglieder diesen Menschen auch noch zu ihren Posten verhelfen. Als ob nicht jedes Einzelne dieser Mitglieder zumindest insgeheim genau wüsste, dass nachhaltiger Erfolg nur dann herrscht, wenn die klug strukturierten Positionen im Verein mit Kompetenz statt Komplizentum besetzt sind.

Aber wahrscheinlich seh ich das alles viel zu romantisch. Wundere mich, warum keine ehrbaren Leute sich organisieren und die vielköpfige Cannstatter Ich-Ich-Ich-AG vom Hof jagen. Liegt eventuell daran, dass ich in einer Welt aufgewachsen bin, in der Italiener als stilsicher galten. Das scheint sich aber offensichtlich mittlerweile erledigt zu haben. Denn in einer solchen Welt wären Trikots wie das von Inter Mailand letzten Donnerstag in der Europa League in Southampton nicht möglich gewesen.