By the way 253 – in Stuttgart tanzen die Wanzen...

Verzeihen Sie mir, ich hatte zuletzt nicht über den VfB sondern über eine gemüsemaultaschenartig ihr mediales Nischendasein fristende, gleichwohl massenhaft ausgeübte Teamsportart namens Volleyball geschrieben. Und ich habe verstanden, denn die Abstrafung war unzweideutig, grade mal halb so viele Leserinnen und Leser wie sonst.

War ja auch allzu schön beim Fußball, am Sonntag in der Mercedes Benz Arena, der VfB gegen Dynamo Dresden, 60.000 Menschen, eine tolle Choreo des Commando Cannstatt zum 20 jährigen Jubiläum, auch die vielen Gästefans voll bei der Sache. Absolute Gänsehautstimmung, quasi Champions League Niveau – bis das Spiel anfing. Dann aber wurden dem VfB mal wieder seine Grenzen aufgezeigt. Etwas vereinfacht gesagt: Drei schnelle Pässe durch die Schnittstellen der Abwehr, und es stand 0:3. Nach 26 Minuten. Und hinterher haut unser offenbar mega-erfahrener Trainer auf die jungen Abwehrspieler ein, die da, und auch sonst häufig, geschlafen hätten. Das fand ich unpassend, das bespricht man intern. Auch wenn klar ist, das unsere Abwehr leicht zu überfordern ist. Nicht nur bei Pässen durch die Gasse. Oder hat jemand beobachtet, wie der bärenstarke Dresdner Krieger namens Kutschke auch nur ein einziges seiner zahllosen Kopfballduelle verloren hätte?

Die phänomenale Aufholjagd inkl. gefühlter 25 Lattentreffer und dem Ausgleich in vorletzter Sekunde soll natürlich nicht verschwiegen werden – dass die Mannschaft will, das war da deutlich zu sehen. Allein es fehlt bei vielen am Können, das erstligatauglich zuzukaufen ziemlich teuer werden dürfte.

Stichwort Kaufen: Wenn ich sagen würde, einige Mitglieder der vom Präsidenten Dietrich höchstselbst „einberufenen“ Mitgliederausschüsse des VfB Stuttgart seien ganz eindeutig vom Verein gekauft, dann könnten die mich wahrscheinlich allesamt verklagen. Also sag ich es nicht. Dass aber in diesen Ausschüssen sitzende Persönlichkeiten wie Erich Hägele oder Joachim Schmid seit vielen Jahren Günstlinge des VfB sind, daran besteht kein Zweifel. Genauso wenig daran, dass die beiden und eine ganze Menge weiterer Ausschussmitglieder Wolfgang Dietrich und eine Ausgliederung der Profiabteilung á la VfB mehr oder weniger vorbehaltslos begrüßen. Schmid als Vorsitzender des großen Fanclubs RWS Berkheim empfängt vom Verein seit vielen Jahren Gefälligkeiten vor allem für seine Fanclubmitglieder, und im Gegenzug empfiehlt er seinen Leuten nachdrücklich, den Herrn Dietrich und seine Pläne zu unterstützen. Über Hägele ist so viel zu sagen, da reicht hier gar nicht der Platz. Zuletzt war der „Sportkreispräsident“ als „Mit ins Leben-Helfer“ des Borussia Dortmund Fanclubs Backnang in Erscheinung getreten, wo er breit grinsend Aki Watzke begrüßte und wie stets einen auf ganz dicke Hose machte (dazu auch By the way 234 vom 2. November 2016). Dass er freilich für seinen Business Seat entsprechend Geld an den Verein überweist, darüber kursieren ganz unterschiedliche Aussagen. Und im Verbund mit weiteren „Honoratioren“ wie Kornwestheims Erstem Bürgermeister Allgaier und Freudenstadts Oberbürgermeister Osswald treiben Hägele und Schmid also in den ominösen Mitgliederausschüssen ihr Unwesen und arbeiten mit an einer Empfehlung, die ja dann demnächst irgendwann mal ausgesprochen werden wird. Auf den Ausgang dieser Empfehlung, also quasi Ausgliederung JA oder NEIN, werden freilich längst keine Wetten mehr angenommen – allzu abgekartet ist dieses Spiel. Nicht, dass der Verein die Sache nicht so betreiben dürfte, jeder ist seines Glückes Schmied, zur Zielerreichung ja bekanntlich jedes Mittel recht, solange es den Zweck heiligt. Genauso kann man aber das würdelose Herangewanze vieler Herrschaften an den Verein rundweg als schäbig ablehnen. Und alle zusammen können dann schauen, wie die Wanzen tanzen können bzw welche Pöstchen und weitere Vergünstigungen ihnen dann unauffällig zuteil werden.

Und was die Einladung zur außerordentlichen Mitgliederversammlung am 1. Juni betrifft: Ich hatte es befürchtet. Außer Landes zum Termin, alternativlos verhindert, nicht anwesend. Insofern wurscht, weil auf solchen Versammlungen meine Fragen ohnehin eher nicht beantwortet werden. Trotzdem natürlich ein Elend. Andererseits: Noch genügend Zeit, Fragen zu stellen bzw. längst gestellte Fragen nochmals zu formulieren. Die dann hoffentlich wieder von mehr Menschen gelesen werden als meine Ausführungen zum Volleyball...