By the way 265 – wer den Längsten hat. Und wer den Geilsten. Und wer immer noch keinen gestandenen Innenverteidiger hat...
Früher ging es darum, wer die meisten Atombomben hat. Oder die größten. Oder wer die längste Rede hält. Und mit dem Vergleich primärer Geschlechtsmerkmale wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst anfangen. Aber klar ist: Brusthaarduelle in allen möglichen Ausprägungsformen gab es schon immer. Auf dem Schulhof, auf der Gass, und auf dem Gipfel natürlich auch.
Auf dem G20 in Hamburg hat US-Präsident Donald Trump allerdings in der Frage, wer den längsten hat, ganz neue Maßstäbe gesetzt. Fast so lang wie der Zug der Kimbern und Teutonen war sein Tross, sein präsidentieller Konvoi – und das ganz ohne Marketenderinnen. Geschätzt mehrere Hundert Fahrzeuge zuzüglich Raureiter (diesen Begriff sicherheitshalber grade nochmal gegoogelt und festgestellt, das damit eigentlich nur Stuttgarter Motorradpolizisten gemeint sind – bitte trotzdem gesamtdeutsch verallgemeinern, danke), die komplett vorbeifahren zu sehen gefühlt dreißig Minuten dauert – das stellt jede Parade der nordkoreanischen Armee in den Schatten. Putin, Erdogan und Co werden es mit Sicherheit gesehen und die besten Kräfte ihrer Länder längst abgeordnet haben, hier einen steilen Konter auszuarbeiten. Sind wir also gespannt, was die Zukunft in dieser Frage bringt.
Zum Thema Hamburg ist in den vergangenen Tagen bereits vieles gesagt worden. Viel zu vieles, und natürlich von viel zu vielen Leuten, die sich auf dem heimischen Sofa offenbar noch deutlich mehr aufregen mussten als die direkt Betroffenen Ottenser und Ottenserinnen und Bewohner des Schanzenviertels zusammen. Kaum auszuhalten war das - und ist es immer noch, wenn auch auf anderer Ebene. Denn jetzt hatten die Politiker Zeit, erste Sofortmaßnahmenpapiere ausarbeiten zu lassen und diese lauthals und mit wahnwitziger Weltfremdheit herauszuposaunen. Dass irgendeiner mal irgendwann die Einführung einer Kartei ernsthaft betrieben hätte, in der all die seit vielen Jahren generalstabsmäßig Gewalt gegen Sachen und Polizisten ausübenden Leute aus dem so genannten Schwarzen Block erfasst werden, das habe ich leider noch nirgends gefunden. Dabei werden diese Leute haufenweise fotografiert. Aber die Behörden sind wohl ausschließlich angewiesen, Fußballspiele zu beobachten und jeden mit aufzunehmen, dem aus Versehen mal ein Becher Bier runtergefallen ist. Wahrscheinlich haben sie nicht mal die einschlägigen Fußball-Hooligans abgeglichen und an der Reise nach Hamburg gehindert. Geschweige denn die, die jedes Jahr in der Welt umher reisen, um Pflastersteine gegen „Bullenschweine“ zu schleudern, Hinterhalte zu legen und Autos ohne Vollkasko anzuzünden.
Nun aber schleunigst weg von diesem Scheiß und zurück zur Frage, wer der Geilste ist. Wobei das seit letzter Woche ja eigentlich gar keine Frage mehr ist. Denn der Geilste, also der Allergeilste von allen, das ist der neue Mannschaftsbus des VfB Stuttgart von 1893 e. V. Beziehungsweise der zwischenzeitlich ja auch schwarz auf weiß und eingetragener Weise rechtmäßig ausgegliederten Profifußball-Abteilung des Vereins von 1893. Also den Bundesliga-AGteuren des VfB und ihren angeschlossenen Funktionsträgern inklusive des vom Präsi höchstselbst ernannten neuen „Fan-Vertreters“ im AG-Aufsichtsrat, Herrn Dr. Bertram Sugg, über dessen Rolle wie auch die Rolle des gesamten Gremiums und aller anderen Gremien in Verein und AG an anderer Stelle noch zu reden sein wird. Denn die haben zwar angeblich messerscharf erkannt, dass für die seit Jahren weltberühmt schlechte Innenverteidigung des Teams noch Handlungsbedarf besteht – also für genau die Innenverteidigung, für die es eigentlich seit mindestens vier Jahren schon Fünf nach Zwölf ist – aber kaufen tun sie munter weiter junge Offensivkräfte und sonst gar nix. Oder höchstens einen weiteren U19-Spieler aus Dortmund fürs defensive Mittelfeld. Weil der Markt für gute Innenverteidiger überhitzt sei. ÜBERHITZT! Wer hat’s erfunden? Der Fredi? Der Robin? Oder noch der späte Horst? Wir gehen also jetzt wohl in die ca. fünfte Saison, in der wir keinen oder, sorry Timo Baumgartl, nur einen einzigen halbwegs gescheiten Innenverteidiger haben, weil der Markt überhitzt sei. Und beschließen dann den Plan „Jens Lehmann 2.0“. Aber nicht mit Rene Adler, kampferprobt, laut, preiswert, sondern mit Ron-Robert Zieler, leise, teuer (Weltmeister), ohne Spielpraxis. Und unsere besten jungen Spieler (Obacht, Timo Baumgartl), die vergraulen wir in fast schon vorsätzlich anmutender Regelmäßigkeit, auf dass sie woanders die große Klasse zeigen und die große Kasse bringen, die wir nicht erkennen können. Oder nicht erkennen wollen. Aber immerhin haben wir jetzt den allergeilsten Mannschaftsbus.