By the way 266 – Barner und die Beraterkrähen, und was das Downgrading von Erwartungen mit dem Abgasskandal zu tun hat.

Das erste Trainingslager im Rahmen der Saisonvorbereitung des VfB Stuttgart ist vorbei, und die Abwehr ist immer noch eine Baustelle. Nicht, dass das jetzt überraschend käme – schließlich kennen wir, kennt Fußballdeutschland die Stuttgarter Abwehr seit vielen Jahren eher als offenes Scheunentor denn als Stahltresortür. Trotzdem kommt langsam Unruhe auf unter den Fans der wahrscheinlich kleinsten AG der deutschen Bundesliga. Wird Schindelmeiser liefern? Ein guter Gradmesser für das Ausmaß der Beunruhigung in der Stuttgarter Anhängerschaft ist seit jeher, wer welchen Spieler am Flughafen Echterdingen oder sonstwo gesehen haben will. Früher also, unter Fredi und Bruno, als wir zumindest noch in der Europa League herumstümperten und im Pokalfinale standen, da wurde Luis Figo am Flughafen gesichtet. Von Fans, die sich einen letzten Rest an Humor bewahrt hatten. Galgenhumor, wie sich freilich später herausstellte. Und heute, nach einem harten Jahr in Liga Zwei, da sind die Leute erneut auf der Suche nach potentiellen Top-Verstärkungen. Aber jetzt wen spotten sie? Ailton! Mehr muss an dieser Stelle nicht geschrieben werden.

Reicht ja, wenn Gunter Barner schreibt, das alte Schlachtross. Der macht keine Alleingänge, das ist klar. Und was ich bereits letzte Woche über Karl Heinz Förster schrieb, das kann natürlich auch diese Woche stehen bleiben: Ein Berater, der mehr Einfluss will. Der vielleicht früher ein tadelloser Sportsmann gewesen sein mag, der aber im Laufe seiner Beraterjahre und durch seine angeblich bis heute existierenden Verbindungen zu sehr zweifelhaften anderen Beraterburschen vermutlich auch alle schmutzigen Tricks drauf bekommen und alle Skrupel abgelegt hat. Und der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon zu seiner aktiven Zeit viel mit Herrn Barner geredet hat, im Flieger zum Auswärtsspiel, beim Training, am Festnetz-Telefon (damals gab es ja noch keine Handys). Und jetzt ist da Jan Schindelmeiser, der ja im Grunde genommen auch Berater ist, Spieler holen und verkaufen will. Was liegt da näher, als dass eine Beraterkrähe der anderen ein Auge aushacken will. Und sich dabei seines alten Spezis Gunter Barner bedient. Der ja bekanntlich gar nix kennt. Der Dutt noch in den höchsten Tönen lobte, als alles eigentlich schon zu spät war. Und der natürlich auch vor dem Hintergrund schreibt, dass ein Mann wie Jan Schindelmeiser mit all seinem Geltungsbedürfnis mit Sicherheit nicht lange mit einem anderen Mann mit Geltungsbedürfnis reibungslos zusammenarbeiten kann, nämlich mit seinem Chef Wolfgang Dietrich. Man darf gespannt sein, wie das weiter geht, Brusthaarduell und so. Slim Shindy mag es zum Trost gereichen, dass allein seine Abfindung hoch genug sein wird, sich noch mal ein paar Jährchen unter den Porsche zu legen. Wenn sie ihn demnächst feuern sollten. 

Dann der Daimler. „Unser“ Daimler. Lässt sich einfach so aus dem Sponsoring der Nationalmannschaft rausbieten. Ob das nun so schlecht und doof ist, wie es sich spontan angefühlt hat, das sei dahingestellt. Denn als der DFB einst Adidas den Zuschlag gab, obwohl Nike deutlich mehr geboten hatte, da war’s den Leuten auch nicht recht. Vielleicht haben sie ja damals schon geahnt, was da noch alles kommen würde mit dem Verband und den drei Streifen und den Chinesen. Und wie die VW-Führung das ihren Aktionären erklären will, das ist ja nun nicht unser Problem. Mal abgesehen davon, dass der Volkswagen ja schon allein sprachlich nicht ganz weit weg ist vom Volkssport Fußball. Unterm Strich bleibt zumindest in der Bilanz des DFB festzuhalten, dass deutlich mehr Geld in die Kasse kommt. Deutlich mehr Sympathien wird sich der Verband damit freilich nicht erkaufen können. Denn wie lautete doch unlängst das zentrale Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie des „FC PlayFair! Verein für Integrität im Profifußball“, der mehr als 17.000 Fußballfans in Deutschland nach den größten Problemen im Profifußball befragt hatte? Es geht immer nur noch um noch mehr Geld. Word! Und Zweifel gleichzeitig, wenn über zwei Millionen Menschen so vorbehaltlos geil auf Fußball sind, dass sie sogar den Telekom-Cup einschalten.

Als Anhänger des VfB Stuttgart mutmaßt man natürlich, ob die freiwerdenden Daimlermillionen fortan dem frisch ausgegliederten Stuttgarter Profikader die Taschen füllen werden. Da der Konzern mit dem Stern allerdings ebenfalls seinen Abgasskandal zu bekommen scheint und mittelfristig auch im Stammwerk Untertürkheim mehr Batterien als Verbrennungsmotoren produzieren wird, sollte man vielleicht eher mit einem Engagement bei der grade im Aufbau befindlichen eSport-Abteilung des VfB rechnen. Da würden dann vielleicht sogar für den prominenten Neuzugang in der eSport-Szene in personam Robin Dutt ein paar Euro Beratungshonorar abfallen. Und an den Flughäfen dieser Welt werden wir mit Destination Stuttgart weiterhin eher das Ailton antreffen als Luis Figo...