By the way 274 – zur Wahl, zum VAR, zum VfB. Und sogar zum KSC ein paar Zeilen...

Ein Absatz zur Wahl muss sein. Weil viele so überrascht und entsetzt tun wegen der vielen Sitze für die Rechten. Weil viele sagen, man dürfe die nicht so hypen. Und seit Sonntag noch mehr über den Haufen reden als zuvor. Obwohl das eigentlich kaum möglich ist, weil schon vor der Wahl über nichts anderes geredet wurde. Und weil es, schlechtes Menschen- bzw Politikerbild hier, in der Politik nicht um unser Land sondern fast ausschließlich um Macht und Pfründen geht. Weshalb die Damen und Herren der roten, grünen und gelben Parteien natürlich extrem scharf auf Neuwahlen sind. Haben nämlich gute Nasen, können den Angstschweiß der geschwächten Union schon riechen. Dürfen das nur nach außen nicht sagen. Sonst könnte der Wähler ja auf den Trichter kommen, es ginge nur um Macht und Pfründen...

Jetzt aber ansatzloser Übergang zum Fußball. Ich verstehe nicht, warum man beim Videobeweis nicht jeder Mannschaft einfach zwei Challenges pro Halbzeit genehmigt – und fertig. Egal, ob zu recht gechallenged wurde oder nicht, zwei pro Halbzeit und Schluss. Oder auch nur eine pro Halbzeit. Fordern tut die Challenge der Trainer und sonst niemand. Weil jetzt haben wir ja die Situation, dass quasi alle immer den Videobeweis fordern, bei jeder zweiten Situation fünf Minuten diskutiert wird – und am Ende liegt der Videoschiri doch nicht immer richtig sondern grade mal bei etwas mehr als der Hälfte der Entscheidungen.

Noch weniger verstehe ich, wie ein Club wie der Karlsruher SC, stolzer Drittligist, ein neues Stadion bekommen soll, das schon laut Planzahlen doppelt so viel kostet wie das komplett sauber durchfinanzierte neue Stadion des SC Freiburg, immerhin erste Bundesliga. Während andere Sportarten in der so genannten Fächerstadt zumindest zweite Liga spielen, mindestens genauso sauber durchfinanziert sind wie der SC Freiburg, den Aufstieg in die erste Liga planen, und trotzdem in Hallen spielen müssen, die vielleicht für einen Landesligisten vertretbar wären, nicht aber für Bundesliga. Die Planzahlen für das Karlsruher Stadion sind im Übrigen so abenteuerlich, dass ich hierzu bei Gelegenheit mal tiefer eintauchen werde in das Thema.

Aber auch bei meinem geliebten VfB Stuttgart gibt es natürlich einiges, was nur schwer zu verstehen ist. So zum Beispiel die Tatsache, dass viele eine zu defensive Aufstellung im Heimspiel gegen Augsburg monieren. Die mit diesem Isländer vorne auftauchen, dessen Namen man bitteschön auf der ersten Silbe betone, nicht auf der zweiten. Den Freunden in Island rollen sich sonst irgendwann die Zehennägel auf, wenn unsere TV- und Radioexperten das nicht bald besser hinkriegen. Also zu defensiv gegen Augsburg, speziell an den Personalien Beck und Aogo entzünden sich die Gemüter, den Opas von der Reschke-Rampe. Diese könnten im Spiel nach vorne keinerlei Tempo entwickeln, sie könnten eigentlich überhaupt kein Spiel nach vorne entwickeln. Und da frage ich mich doch, wie einst der schöne Bruno, dessen „schön“ ich nie wirklich nachvollziehen konnte, ob die Leute nicht wissen, wo wir herkommen? Das müssen wir nämlich immer wissen bzw das dürfen wir nie vergessen, wo wir herkommen. Da wo wir herkommen, da gab es letztes Jahr noch die Hucke voll bei Topclubs wie Dynamo Dresden und Kickers Würzburg. Da wo wir herkommen, da haben sie unsere Abwehr jahrelang aussehen lassen wie die Vollidioten. Weswegen wir in die aktuelle Saison nicht als Titelanwärter und auch nicht als Geheimtipp oder sonstwie vielversprechende junge Truppe gegangen sind sondern als einer der aussichtsreichen Abstiegskandidaten. Als solcher nach sechs Spielen sieben Punkte zu haben, das passt schon. Als solcher von gut eingestellten Augsburgern und den Herren Finnbogasson und Caiuby zuhause nicht zwei Konter eingeschenkt zu bekommen und das Spiel zu verlieren, das passt schon. Auch wenn Andreas Beck und Dennis Aogo nicht die ganze Zeit vorne rumspringen und dann hinten die Ordnung verloren geht. Auch wenn sie gar nicht in der Lage sind, überhaupt irgendwie effektiv vorne rumzuspringen. Der hart vermisste Emiliano Insua, das ist so einer, der springt viel vorne rum. Der läuft sogar den gegnerischen Torwart beim Abschlag an. Hinten fehlt dann halt immer einer... Da bin ich heute schon gespannt, wie der Trainer das handhabt, wenn Insua wieder fit ist.

Für den VfB ist es ja geradezu ein Glück, dass die Bundesliga heuer in der Breite extrem schwach daher kommt. Zumindest habe ich nach einigen Spielen live in verschiedenen Stadien und etlichen TV-Matches den Eindruck, dass das so ist. Denn da können wir mithalten. Auch wenn es hinten immer wieder lichterloh brennt – es ist nicht (mehr) so, dass jeder Gegner einfach gar nix machen und abwarten muss, bis der Fehler kommt, der ihm das Siegtor bringt. Und wie das ist gegen wirklich stärkere Mannschaften, das werden wir ja noch früh genug zu sehen bekommen. Gut, dass es nicht viele davon gibt.