By the way 278 – Sport im Dritten, oder: Tor Dietrich, der Assist geht an Antwerpes...
Natürlich wird die Zukunft der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart und damit einhergehend die Zukunft des gesamten Nachwuchskonzepts beim VfB erst im Januar entschieden. Denn Januar ist nach Dezember – und im Dezember findet die Mitgliederversammlung des Vereins für Bewegungsspiele statt. Damit war das Thema bei „Sport im Dritten“ vom Tisch, der Haus und Hof-Moderator Michael Antwerpes konnte weitere Gefälligkeitsfragen stellen und die Redaktion ihr Werbefilmchen zu den Ruhmestaten abspielen.
Solange Herr Antwerpes die Sportsendung auf der dritten Schiene Süd moderiert, kann der VfB-Präsident dort auftreten wie ein osteuropäischer Oligarch in seinem Firmensender. Kritische Fragen ausgeschlossen, eigentlich Fragen generell ausgeschlossen. Was der Moderator dem Gast da zuwirft, dass sind quasi leichte Flachpässe direkt in den Fuß, optimal weiter zu verwerten. Tor Dietrich, der Assist geht an Antwerpes.
Dabei hätte er so viel fragen können. Warum man denn nicht einfach aus der zweiten Mannschaft eine waschechte U21 mache, wo man doch so viel Fokus auf die Nachwuchsarbeit angekündigt hat? Nur noch junge Spieler, nicht einen einzigen über 21 mehr durchschleppen. Und dann dritte Liga spielen beziehungsweise dieses systematisch anpeilen.
Oder was denn dran sei an dem Gerücht, dass nach der im Raum stehenden Abmeldung der zweiten Mannschaft ein ganz anderes Team das neue Farmteam des VfB werden soll. Die Stuttgarter Kickers zum Beispiel. Also die Kickers, die genau wie der VfB II derzeit vierte Liga spielen, eine Liga also, aus der der Sprung in die erste Liga angeblich viel zu groß sei. Die Kickers auch, bei denen die Dietrich-Firma Quattrex angeblich immer noch investiert ist. Wo der VfB-Präsident jahrelang selbst Investment übte und wohl immer noch üben lässt, da könnten doch fortan genauso gut die Youngsters seines VfB den Fußball üben, oder nicht?
Wäre ja auch zu reizvoll: Der VfB spart sich die Zweite, die Kickers bekommen dafür ein paar ordentliche Spieler und laufen nicht weiter Gefahr, auch noch aus der vierten Liga abzusteigen. Im Gegenteil, die Kickers bilden jetzt Spieler aus und verkaufen sie dann teuer an den VfB. Geld für Quattrex, Talent für den VfB. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Gegen geringes Entgelt könnten die Blauen sogar das tipptopp Nachwuchsleistungszentrum des VfB mitnutzen. Das hatte schließlich vor gar nicht allzu langer Zeit noch die volle Punktzahl vom DFB bekommen. Und außerdem ist Porsche als Nachwuchs-Zahlmeister sowohl in Degerloch wie auch in Cannstatt mit von der Partie. Und wenn „die Gremien“ das Ding erstmal durchgewunken haben, dann können die Vereinsmitglieder sich vielleicht auf den Kopf stellen und mit den Ohren wackeln – aber irgendetwas gegen die Entscheidung ausrichten, das können sie nicht. Konnten sie ja nicht einmal, bevor die Gremien irgendetwas durchgewunken hatten. Viel zu unorganisiert und/oder resigniert die Kritiker, viel zu geil auf das Gratis-Trikot und die Umsonst-Wurst die herangekarrten Stimmviecher. Und viel zu geblendet von den Wahlkampf-Argumenten viele andere.
Auch nach Alexandru Maxim hätte Herr Antwerpes fragen können. Ob es denn stimme, was man hört, dass nämlich der Präsident höchstpersönlich eine konzertierte Rückholaktion Maxims aus Mainz gestartet habe und weiterhin betreibe. Obwohl diese Aktion dem Trainer überhaupt nicht gefalle. Und ob er es als Trainer denn guthieße, wenn sein Präsident über seinen Kopf hinweg Transfers betriebe wie bei einem spanischen Erstligisten in den Achtziger Jahren.
Illusorisch natürlich, von einem wie Antwerpes in einer Sendung wie Sport im Dritten derartiges Nachfragen zu erwarten. Da reden ja Partner miteinander, nicht unterschiedliche Parteien. Aber so ein ganz klein bissle Journalismus, das erwartet man von einem öffentlich-rechtlichen Fernsehformat halt irgendwie schon immer noch. Obwohl man es aus jahrelanger Erfahrung eigentlich besser weiß.
Apropos Journalismus: Natürlich habe ich Wolfgang Dietrich (und sicherheitshalber der VfB-Presseabteilung im cc) explizite Fragen zu den hier genannten Gerüchten geschickt und mit Verweis auf die geplante Veröffentlichung zum Thema um Stellungnahme gebeten. Der VfB hat mir angenehm zeitnah folgende Antworten geschickt: Erstens gebe es keine derartige Maxim-Rückholaktion. Zweitens (ob Hannes Wolf derartigem skeptisch gegenüber stünde) siehe erstens. Drittens spielten die Stuttgarter Kickers in den Überlegungen über mögliche Umstrukturierungen in der Nachwuchsförderung beim VfB Stuttgart keine Rolle. Und viertens solle ich mich in der Frage nach Quattrex-Investments bei den Kickers doch an Quattrex oder die Kickers wenden.
Klar gefragt, klare Antworten bekommen. Meine Fragen scheinen dem VfB sogar gefallen zu haben, denn laut Antwort-Email seien sie den Verantwortlichen „humoristisch-satirisch“ erschienen. Statt Maxim soll jetzt aber immerhin laut Medienberichten ein anderer offensiver Mittelfeldspieler und/oder ein „Knipser“ her. Der dann, genau wie Terodde und Ginczek, vorne verhungert, weil er nicht gefüttert wird. Oder der Daniel Didavi heißt. Ist das jetzt Kaderplanung a la Reschke oder a la Dietrich? Ist das überhaupt Kaderplanung, oder ist es einfach die nächste in einer langen Reihe von 180 Grad-Wenden beim VfB? Nix mehr jung und Potenzial, jetzt wieder erfahren und auf dem absteigenden Ast? Sind es zwar nicht die Kickers, dafür aber ein anderer Verein? Wir werden sehen...
Hier ist nächsten Mittwoch feiertagsbedingt Pause, es geht weiter am Mittwoch drauf, 8. November 2017.