By the way 285 – mit 17 Punkten in der Hand hinein ins Weihnachtswunderland

Mit Stilfragen will ich mich heute nicht allzu lange aufhalten, denn wer Sven Ulreich bei seiner Rückkehr ins Neckarstadion auspfeifen will, der soll ihn halt auspfeifen. Weil er bei den Bayern spielt, weil er vom VfB zu einem Club innerhalb der Liga gewechselt ist, weil er immer schon ein Fliegenfänger war, warum auch immer. Dass hier schon im Juni 2015 zu lesen war, dass die Herren Dutt (auf der letzten Mitgliederversammlung im Paket mit der restlichen Führung des Jahres 2016 bemerkenswerter Weise von den anwesenden Mitgliedern entlastet) und Zorniger zu den Gründen des Ulle-Wechsels nach München durchaus schamlos gelogen hatten - geschenkt. Schmerzensgeld für die Pfiffe bekommt er immerhin genug. Und so begnüge ich mich damit, in dieser speziellen Stilfrage anderer Meinung zu sein als die Pfeifenden vom letzten Samstag oder die Feuerzeug auf Maxim-Werfer von Mainz.

Wir sind ja beim VfB ganz generell auf einem guten Weg, wir machen alles richtig, sind bald schon wieder international dabei. Ohne diese vier bzw seit gestern fünf verlorenen Spiele hätten, nein, haben wir eine fan-tas-ti-sche Saison gespielt bislang. Unsere sportlichen Führungskräfte verbreiten die frohe Botschaft in den verschiedensten TV-Formaten, sie erzeugen genau die richtige Stimmung für die Winterpause, für die Zeit, wenn keine Spiele sind. Denn in dieser Zeit ist immer alles prima beim VfB. Gelebte Tradition. Neu ist allerdings, dass auch schon während der Spiele alles prima ist, obwohl wir grade ja durchaus das eine oder andere Spiel verlieren, gerne mal drei in einer Woche, oder vier am Stück ohne dabei auch nur ein einziges Tor zu schießen und zu guter Letzt mit einer miserablen Leistung gegen einen miserablen Gegner auch noch aus dem Pokal zu fliegen. Sahnehäubchen Hilfsbegriff.

But now it’s Christmas time, den Präsidenten des ausgegliederten Traditionsvereins zieht es traditionell frühzeitig, sogar ausgerechnet und weitere Stilfragen provozierend schon vor dem Spiel gegen die Bayern und dem Pokal in Mainz in die Sonne. Der Glückliche muss das Drama gegen Bayern und die Misere von Mainz nicht miterleben, weil kein Netz im Busch, no Service, no Tuchel. Von seiner Luxusdatsche in Südafrika aus geht er lieber auf die Jagd nach den rosa Babyeinhörnern, an seiner Seite möglicherweise Freund W., der Berichten zufolge einst die Taschen sich füllte und dann schleunigst verschwinden musste aus der alten Heimat. Der Präsident erholt sich so von seinem Job, für den er nichts verdient, weil Ehrenamt. Manch einer denkt wohl, er habe mehr verdient für diese Arbeit, er investiere ja nun wirklich viel dafür. Ganz wie seine Mannschaft, die investiert auch immer ganz viel und fährt trotzdem mit leeren Händen heim. Und dann sagen alle, man hätte mehr verdient gehabt. Ob sie im neuen Jahr gemeinsam triumphieren, der Präsi und die Truppe, ob sie die Klasse halten, gar nach oben schielen können, das wird sich ab dem 13. Januar zeigen. Da sollte dann aber nach der Heimserie ganz ganz dringend auch die Auswärtsserie reißen, am besten gleich mit einem Sieg in Mainz. Denn wenn sie weiterhin so wenig punkten, dann landen sie im Mai da, wo Aufsteiger traditionell gerne mal landen am Ende der Saison: Auf einem Abstiegsplatz. Vielleicht können wir beim letzten Saisonspiel in München dann wieder über Stilfragen diskutieren. Ob die Bayern Badstuber auch auspfeifen, ob der Präsident schon wieder vor dem Spiel nach Südafrika abgehauen ist, ob man Terodde wirklich ohne Not und ohne Ersatz zu haben für weniger abgeben musste, als man seinerzeit für ihn bezahlt hat, oder ob unser Sportvorstand nicht viel treffender sich selbst anstatt die Fans als Vollidiot bezeichnen sollte. Aber wer weiß – vielleicht ist das ja „unser“ Stil. Vielleicht sollten wir auch besser wieder absteigen in die zweite Liga. Denn allzu häufig denke ich, da gehören wir hin. Unser Präsident, unser Aufsichtsrat, alle im Umfeld, die seit Jahren zu diesem Verfall beitragen. Auch und vor allem diejenigen unserer mittlerweile schon superduper 60 Tausend ungrad Mitglieder gehören da hin, die die ganze Bagage immer wieder wählen und alles unterstützen. Rant Ende.

Und jetzt, auch schon traditionell, vielen Dank an alle, die hier lesen, applaudieren, kritisieren, kommentieren, weiterverbreiten, haten, mailen, anrufen, Briefe schreiben und sonstwie reagieren. Kommen Sie gut durch die Feiertage, am 10. Januar geht es weiter mit Spielern und Funktionären, mit Firmen und Fonds, mit ganz viel Liebe und gerade deshalb mit ganz viel Leiden am und Gebruddel über den VfB Stuttgart.