By the way 294 – eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Aber macht ein Kimmich einen Tuchel?

Wenn der Krokus durch die Schneedecke lugt, dann wissen wir, es wird Frühling. Fliegt der Mauersegler tief, wird das Wetter schlecht, und wenn der Hund Gras frisst, fängt’s gleich an zu schiffen. Anzeichen, Vorboten, die Menschen lieben sie zuhauf, ganz egal wie aussagekräftig.

Natürlich gibt es auch im Fußball Anzeichen, wenngleich da je nach Vereinsbrille unterschiedlich gedeutet wird. Für mich als weitgehend unbeteiligten VfB-Fan ist zum Beispiel die Vertragsverlängerung des Herrn Kimmich beim FC Bayern ein Anzeichen dafür, dass Thomas Tuchel im Sommer kommt. Nicht dass es ein Geheimnis wäre, dass der hagere Asket schon längst einen Vertrag ab dem ersten Juli 2018 unterschrieben hat (warum sonst sollte er dem Ruf des großen VfB-Präsidenten Wolfgang Dietrich nicht sofort gefolgt sein?) – allein über das Wo darf weiter spekuliert werden. Deute ich also die Kimmich-Verlängerung und auch die vorausgegangenen Heynckes-Lobhudeleien auf Thomas Tuchel richtig, so erwartet uns sinngemäß folgendes Zitat von Karl-Heinz Rummenigge: „Unser Freund Jupp Heynckes hat uns davon überzeugt, dass Thomas Tuchel genau der richtige Trainer ist, um den FC Bayern auf höchstem Niveau weiter zu entwickeln. Wer danken Jupp“ uswusf. So kann auch der knastharte Uli H. sein Gesicht wahren, denn was Jupp sagt, ist Gesetz.

Ein aus VfB-Sicht eher unerfreuliches, gleichwohl ebenso wenig überraschendes Vorzeichen gab’s am Sonntag im Neckarstadion zu sehen. Da gab unser erneut wie ein junger Beckenbauer gespielt habender Lieblingsfranzose Benjamin Pavard gleich nach Abpfiff dem Stadionsprecher ein Interview. Beziehungsweise ließ eines geben. Vom dolmetschenden Peter Reichert. Der Spieler selbst sagte kein Wort, was für den fatalistischen Schwaben nur eines bedeuten kann: Pavard wird im Sommer nach England, Frankreich oder Italien wechseln, was soll er da noch deutsch reden, der Kerle? Die Ausstiegsklausel wird so gering sein, dass wir grade mal soviel bekommen wie wir einst bezahlen mussten. Und dann holt Reschke Eisen-Ermin aus Sinsheim als dauerverletzten neuen Abwehrchef, für ca 15 Millionen Euro. Isch glar!

Aber auch abseits aller Folklore rund um einzelne Spieler oder Trainer wünscht man sich hin und wieder mal ein Anzeichen für etwas. Also ich zumindest. Gerne für etwas, das alle angeht. Montagsspiele etwa. Oder 50 plus 1. Themen, die sportmedial derzeit in der power rotation laufen. Da wünsche ich mir doch ganz arg, dass nicht nur 340 Prozent aller Fans den Montagstermin ablehnen oder gegen die Öffnung der Investorenregel schreien. Dass vielmehr auch mal ein paar Vereinsvertreter ankündigen, bei nächster Gelegenheit in der DFL gegen Montagsspiele zu votieren. Und/oder für den Beibehalt von 50 plus 1. Das wäre doch mal ein Vorbote auf spannende Abstimmungen. Ein Signal dafür, dass wenigstens einige wenige begriffen haben, dass das so nicht endlos weitergehen kann. Zitrone, Saft, Sie verstehen?! Aber bei diesen Themen, da hört man bestenfalls mal einen, der sagt, „man müsse jetzt unbedingt mal...“ oder „man dürfe jetzt auf gar keinen Fall...“ etcpp. Keiner sagt, er stimme dagegen oder dafür und basta. Da hält die ganze geldgeile Bagage zusammen wie Pech und Schwefel. Und hinterher liest man dann, die Abstimmung sei mit 36 zu Null einstimmig erfolgt. Pro Montagsspiele.

Ich finde ja, da unterschätzen die Verantwortlichen der Clubs ihre Vereinsmitglieder. Zumindest hoffe ich das. Antrag stellen vor oder auf der Mitgliederversammlung, klares Votum und notfalls entsprechende Satzungsänderung einfordern. Wir, die Mitglieder des Vereins XY, beschließen mit qualifizierter Mehrheit, dass unser Verein bei der DFL so und so abstimmt. Denn was ist ein Vereinspräsident anderes als der gewählte Vertreter der Mitglieder?

Wäre allerdings nicht das erste Mal, dass diese Hoffnung sich als Fehleinschätzung herausstellt. Weil die Leute halt gerne JA zum Erfolg sagen. Und wissen, dass Geld Tore schießt. Wer wollte es ihnen verdenken...