By the way 300 – vor lauter Loch im Bauch kein Platz mehr für Dietzens fehlende Finger...

Sie haben nicht auf mich gehört. Sie sind dem FC Bayern vollrohr in die Falle gegangen, haben gewonnen, sind jetzt auf Platz Sieben, werden wohl Europa League spielen und fallen daher als Bayernjäger in der kommenden Saison aus. Haben sogar einen Kantersieg eingefahren wie einst die Stuttgarter Kickers. Damals hieß der Bayern-Trainer ebenfalls Jupp Heynckes, und die wütenden Zuschauer forderten seine Entlassung. Damals wurde der VfB am Saisonende Deutscher Meister – und die Stuttgarter Kickers stiegen ab.  

Am Samstag im Pokalfinale werden die Bayern aller Voraussicht nach nicht schon wieder so spielen, als hätte der Mull mit seinen magischen Händen ihnen vor dem Spiel nichtindizierte aber trotzdem wirksame Beruhigungsmittel einmassiert. Vielmehr wage ich die Vorhersage, dass die Eintracht chancenlos sein, verlieren und die kommende Europa League somit ohne sie stattfinden wird. Was wiederum zur Folge hätte, dass der VfB Stuttgart als Tabellensiebter bereits Ende Juli international spielen darf. Wobei „dürfen“ hier nicht zweifelsfrei die richtige Vokabel ist. Denn gefreut über die wahrscheinlich anstehenden internationalen Auftritte haben sich bei weitem nicht alle. Wie zu hören war, fiel nicht einmal die Führungsriege des VfB auf der Tribüne der Allianz-Arena durch ekstatisch jubelndes Hochschnellen aus den Sitzen auf, als es galt, die unglaublichen vier Tore der unglaublichen Jungs aus Cannstatt zu feiern. 

Ich unterstelle, immer noch ein bisschen siegestrunken, unseren Granden, dass sie sich eben eher heimlich ein Loch in den Bauch gefreut haben in München. Dass sie zwar am liebsten „So gehn die Bayern, die Bayern die gehn so...“ gesungen und getanzt hätten, aber den Zorn des Kalle und des Uli fürchteten. Dass sie sich deshalb weniger haben anmerken lassen als Michael Reschke auf der geradezu denkwürdigen Pressekonferenz vom letzten Montag, der ja geradezu kurz davor war, aufzuspringen und uns allen ebendieses Loch in seinem Bauch zu zeigen. Natürlich habe auch ich mich dem Zauber dieser Momente nicht entziehen können, den Muttertag nach dem 1:4 farbentragend verbracht, trotz irisierenden Kopfschmerzes. Habe die Pressekonferenz mit wachsendem Erstaunen, mit immer größerer Freude verfolgt. Denn anders als Robin Dutt 2016, dessen Presseauftritt trotz offensichtlich großer Klappe mit nichts dahinter ebenfalls mit viel Applaus bedacht wurde, hat Michael Reschke heuer ausschließlich Fakten präsentiert. Gute Fakten. Fakten, die nach einem Plan aussehen, auf dessen Erfolg man gespannt sein darf. Der freilich ganz schnell in sich zusammenfiele wie ein Kartenhaus, wenn ich mein kleines Einmaleins der Sportvorstandsaussagendeutung richtig gerechnet habe. Denn dieses besagt, dass der Deal mit Manchester City nicht nur die junge Abwehrgranate Maffeo beinhaltet sondern auch ein Geschäft mit Benjamin Pavard. Oder dem seit dem Spiel gegen Hoffenheim nicht nur giftigen sondern auch galligen Gift und Galle-Gaucho Santiago Ascacibar. Oder gleich die Farmteamwerdung des VfB Stuttgart auf dem Wege einer Anteilsübernahme durch die City Football Group, ähnlich wie das bereits mit dem CF Girona in Spanien geschehen ist, wo Granate Maffeo zuletzt kickte. Wäre ja auch beileibe nicht das erste Mal, dass der VfB mit Geduld und Spucke eine Mucke fängt, nur um diese dann mit einer unachtsamen Bewegung wieder freizulassen. Im Falle CFG sogar selbst zur Mucke zu werden, in der Hand eines anderen, weniger Unachtsamen. 

Aber was weiß ich schon. Bruddel ich doch angeblich seit 300 By the ways über alles und jeden beim VfB ausnahmslos herum. Erwarte eher den sofortigen Wiederabstieg als die Europa League und muss deshalb jetzt auch noch 189,30 Euro Saisonspende überweisen. Wundere mich, warum mir just am Tag nach dem rauschenden Saisonende der schon über ein Jahr alte Imagefilm der Firma Quattrex Sports erstmals zugespielt wird, die Bundesliga als das Arkadien aller Investoren preisend. Die bereits erwähnten in die fünfte Liga abgestiegenen Stuttgarter Kickers werden diesen Film sicher in Dauerschleife anschauen. Staune über unseren Präsidenten, der bislang gefragt oder ungefragt immer darauf hingewiesen hatte, er trinke keinen Alkohol, höchstens mal und ausnahmsweise eine Weißweinschorle. Und jetzt hockt er sich zum Bartels bei Sport im Dritten und erweckt den Eindruck, er habe die gesamte Truppe unter den Tisch gesoffen, wie es drei Mayer-Vorfelders zu ihren besten Tagen nicht geschafft hätten. WEM SOLL MAN DENN ÜBERHAUPT NOCH WAS GLAUBEN?111!! 

Such ich mein Seelenheil eben bei Dietmar Hamann. Der nach eigenen Angaben ehemals wett- und alkoholsüchtige Pay TV-Experte ist offenbar mittlerweile voll auf Sky. Didi broader than Broadcast, sozusagen. Anders kann ich mir nicht erklären, dass er quasi in jeder Fußballsendung dort mit am Start ist, da ist ja kaum Zeit, zwischen zwei Auftritten nach Hause zu fahren. Ob Sky-Sucht gefährlich, ein Upper, ein Downer, bewusstseinserweiternd oder sonstwas ist, kann ich nicht sagen. Aber als Herr Hamann sagte, eine Qualifikation für die Europa League müsse überhaupt nicht schlecht sein für den VfB, die könne ja mindestens genauso gut auch ein Beschleuniger auf dem Rückweg nach oben sein – da hab ich heftig zugestimmt und bin jetzt gespannt, ob ich damit wieder soweit daneben liege wie mit meiner letzten Saisonprognose. Die freilich gut angelegt war, allein schon deshalb, weil ich beim Empfänger der Saisonspende, dem Deutschen Fußball Botschafter, lange mit Theo Bücker sprechen konnte. Über den Libanon, über die fehlenden Finger von Bernard Dietz, über Dettmar Cramer und noch viel mehr. Aber das passt hier jetzt leider nicht mehr hin...