By the way 306 – manchmal ist Glück nicht genug, oder warum die erfolgreiche Unbekümmertheit des Thomas Müller dahin ist...
„Gott mit Dir, Du Land der Bayern!“ möchte man ausrufen, wenn einen der Weg eben dahin führt. Also vielleicht nicht in eine mittelständische Industriebrache zwischen Dinkelsbühl und Fichtenau – aber doch beim Blick in die Augen einer glücklichen Kuh am, sammermal, Ammersee. Dort, wo die Wiesen sattgrün und die Tiere glücklich sind, da können auch die Menschen gar nicht anders, als glücklich zu sein. Die Älteren gut genährt, mitunter leicht übergewichtig, die Haut rotbraun von Sonne und Suff, da geht das Leben entspannt seinen Gang. Zum Schuhplattler drückt man sich ein paar Maß Bier rein, das Fleisch ist auch ohne Siegel Bio, das Leben ist schön.
Eigentlich sollte man annehmen, aus solchen Landschaften voller Glück entstammten nur Menschen wie Thomas Müller. Fürs Übergewicht noch nicht alt genug, zumal bei all der Bewegung, der riesige Zinken aber doch schon mit deutlicher Anlage zur Erdbeernase, aus den Augen blitzt der Schalk, und das Mundwerk ist um einen lustigen Spruch nie verlegen. Auch seinem Fußballspiel sah man das für lange Zeit an, erfolgreiche Unbekümmertheit, weil zuhause gibt’s ja nix, was einem Kummer machen könnte.
Dass aus derart glücklichen Landen allerdings Menschen wie Horst Seehofer und Markus Söder hervorgehen, ist komplett unverständlich und gleichzeitig der Beweis, dass Glück alleine halt nicht immer reicht. Die bayerische Unbekümmertheit und Bierseligkeit stellen die Beiden berechnend zur Schau, Folkloremantel Hilfsbegriff und Verhüllung der unguten Seelen, die in ihren wohlgenährten Körpern stecken.
Vor allem bei Söder hieß es ja früher häufig, der sei nicht der Hellste. Aber das ist meiner Meinung nach komplett falsch, leider. Einmal sagte mir ein früherer Kollege, der seinerzeit US-Senatoren den Wahlkampf besorgt hatte: „Es gibt einen Politiker bei Euch, der hat sich die schmutzigen Tricks der US-Wahlkämpfer besonders früh und besonders gut angeschaut, und jetzt setzt er sie besonders effektiv ein. Und das ist der Söder Markus.“ Seitdem hab ich den auf der Rechnung, seitdem wunder ich mich nicht bei seinen Aktionen, ob Kreuz oder sonstwas. Denn der Söder Markus hat alles wohl kalkuliert, dem gehen seine Rechnungen auf.
Eine Schande ist das, möchte man ausrufen, während man im seenahen Biergarten sitzt und genießt. Und eine noch größere Schande, dass das hier nicht genannt werdende Boulevardblatt mit den vier Buchstaben den Söders und Seehofers stramm zur Seite steht, gezielt die Kanzlerin mit großem Kaliber beschießend, sich gemein machend mit dem Gesocks, das die Leute auf den Schiffen nicht in den Hafen sondern lieber auf See verrotten lässt und dazu auch noch „absaufen“ brüllt. Breitbart geht hierzulande nicht, sagen Sie? Doch, Breitbart geht längst, sage ich. Auch die deutsche Version fängt mit B an.
Vielleicht bekümmert das den Thomas Müller ja auch, dass da aus seinen glücklichen Landen so viel Unglück unter die Menschen gebracht wird. Vielleicht macht er sich darob zu wenig Brote und zu viele Gedanken. Vielleicht kickt er deshalb so schlecht.
Als Jogi würde ich ihn zwar nicht rausnehmen, aber doch mal vorne zentral einsetzen. Und Werner wieder mehr außen. Dass der Bundestrainer für diese Einsicht so lange gebraucht hat, verwundert mich. Denn das war doch schon beim VfB klar, dass Werner in der Mitte komplett verschenkt und von außen kommend sehr viel effektiver ist. Und weniger Schaden (beim Gegner) als Mario Gomez kann ein bekümmerter Müller vorne drin auch nicht anrichten. Aber wenn das noch halbwegs was werden soll bei dieser WM, dann muss er schleunigst wieder in Fahrt kommen. Also bitte nicht an Seehofer und Söder denken!