By the way 320 – vor lauter Aufregung über die laute Aufregung ein Filmzitat herangezogen. Und viele Hashtags heute...
Alle regen sich auf, und am lautesten über den Fußball. Über die #FIFA, die #UEFA, die #DFL, den #DFB, den #FCB und ganz besonders über dessen Präsidenten.
Ich rege mich auch auf, drohe allerdings langsam den Überblick zu verlieren über die vielen Dinge, über die man sich aufzuregen hat. Also ist wegkürzen angesagt. Zunächst mal kürze ich die Aufregung über den FC Bayern und dessen Präsidenten weg – denn erstens ist das gar nicht mein Verein, und zweitens können das die Mitglieder dieses Vereins ja wohl selbst regeln, wen sie zum Präsidenten haben wollen und wen nicht, und ob der Präsident ein untadeliger Ehrenmann ist, der den Ehrenspielführer aus welchen Gründen auch immer aus dem VIP-Bereich oder sonstwo verbannen darf/kann/soll.
Weiterhin kürze ich das ganz frisch hochgekochte Theater um die Europa League 2, weil mir die ganze Aufregung darüber viel zu sehr aus Sicht der „großen“ Fußballnationen formuliert wird. Woanders wird auch gekickt, und da schaut man halt auch, wie man mal international spielen kann. Die UEFA besteht ja nun nicht nur aus Deutschland, Spanien, England, Italien und Frankreich.
Ähnliches gilt für die FIFA und sogar deren Anführer Gianni Infantino, dem täglich einen halben, noch warmen Säugling zu frühstücken ich neulich ja noch selbst unterstellt habe. Mag sein, dass Herr Infantino sogar mit einem ganzen Säugling in den Tag startet – aber bei aller sehr berechtigten Aufregung über Korruption und Paragrafenbeugungen sollte man doch nicht völlig außer Acht lassen, dass auch afrikanische und ozeanische Verbände zur Weltfußballfamilie gehören und sich über legale Zuwendungen durch Väterchen Weltverband durchaus freuen dürfen.
Was den „Scheiß DFB“ angeht, der ja zum überwiegenden Teil die DFL ist, in deren Rahmen die Vereine selbst beschließen, wann zu kicken ist und wann nicht, so hatte ich die Aufregung über die Montagsspiele durchaus verstanden und mich da auch ziemlich aktiv beteiligt. Deren Abschaffung aufgeregt als Sieg zu feiern werde ich mir allerdings tunlichst verkneifen, denn der fehlende Montag geht zu Lasten des Sonntags, der doch eigentlich den Amateuren gehören soll, und überhaupt, Sonntag Abends 20.30 Uhr ist auch scheiße für Auswärtsfahrer, und so lange nicht alle neun Spiele Samstags um 15.30 Uhr stattfinden, gibt es immer irgendjemand, der sich berechtigterweise aufregt. Darum werde ich das Thema Anstoßzeiten fortan möglichst unaufgeregt begleiten, denn der Weg zurück zu ausschließlich Samstag 15.30 Uhr ist lang und beschwerlich, da braucht man seinen Atem.
Unaufgeregtes Miteinander, das sollte überhaupt die Devise sein. Und wer sich par tout aufregen will, dessen erster Ansprechpartner sei der eigene Verein. Mit Sitz und Stimme in der DFL. Denn dort wird über Anstoßzeiten und vieles Weitere diskutiert und abgestimmt. Dort sitzen die Leute, die die Hände an den Hebeln haben. Die DFL als Tochter des DFB hat als größter Sportverband der Welt übrigens einen ziemlich großen Hebel. Sie müsste diesen nur mal ordentlich einsetzen.
Dann könnte man sogar überlegen, Infantino und Co einfach machen zu lassen. Soll die FIFA ihren Sitz doch gleich nach Kigali verlegen, gleiches Recht für alle. Dann müssten nämlich nicht nur zwei Drittel der Delegierten die Verhaftung fürchten sondern alle gleichermaßen die Erstürmung ihres Palastes durch die grade durchziehende Rebellengruppe. Und wenn die Rechte am Fußball allesamt einem Blutscheich gehören, wer zwingt den DFB denn dazu, eine Nationalmannschaft zu diesen Events zu entsenden? Freund und Kollege L. rief mir in diesem Zusammenhang ein treffendes Zitat aus dem Film „Down by law“ zu: When you bring it to the boil, all the scum rises to the top. Ich finde, das ist eine interessante Herangehensweise.
Vor lauter Aufregung hab ich jetzt ganz vergessen, mich über meinen eigenen Verein aufzuregen bzw über die AG, die aus dem #VfB Stuttgart e.V. ausgegliedert wurde. Aber trotz allen Schlamassels haben die mal wieder gewonnen, zu Null sogar, sie haben die Abstiegsplätze verlassen und werden den Blick jetzt wohl tabellarisch nach oben richten. Zumindest bis zum nächsten Spiel bei Borussia Mönchengladbach. Danach werden sie den Blick dann wieder geografisch nach oben richten, nach Hannover nämlich. Und hoffen, dass denen dort die Punkte gleich im Dutzend abgezogen werden. Schade, dass es so weit kommen musste. Schade, dass der VfB nicht aus eigener Kraft genug Punkte holen kann. Zum Verrücktwerden ist das...